Arbeitsplatz 2020

Munich Re baut den Next Generation Workplace

17.07.2014
Von 
Alexander Freimark wechselte 2009 von der Redaktion der Computerwoche in die Freiberuflichkeit. Er schreibt für Medien und Unternehmen, sein Auftragsschwerpunkt liegt im Corporate Publishing. Dabei stehen technologische Innovationen im Fokus, aber auch der Wandel von Organisationen, Märkten und Menschen.

Office 365 kommt dieses Jahr

Bis Mitte dieses Jahres soll das globale Teilprojekt "Enterprise Mobility" ausgerollt werden, um eine größere Bandbreite an Endgeräten zu unterstützen. Bis Ende 2014 wird zudem die "Corporate Base", die klassische Windows-basierte PC-Infrastruktur, fertig sein. Dann steigt Munich Re auch auf Office 365 um und lizenziert keine Geräte mehr, sondern User. Zudem folgen die Corporate-Wi-Fi-Initiative, eine Telepresence-Infrastruktur, die Virtual Desktop Infrastructure sowie erste mobile Anwendungen für die neuen Geräte, erläutert IT-Manager Heiss. Im kommenden Jahr soll die Entwicklung mobiler Geschäftsapplikationen forciert werden, wobei wiederum Nutzerszenarien im Mittelpunkt stehen. "Dann werden wir unsere Anwendungslandschaft ein Stück weit neu sortieren."

Der Arbeitsplatz der Zukunft - bei der Munich Re läßt er sich bereits besichtigen.
Der Arbeitsplatz der Zukunft - bei der Munich Re läßt er sich bereits besichtigen.
Foto: Kurhan - Fotolia.com

Ob sich der Aufwand lohnt, ist für CIO Janßen keine Frage: "Wir haben nicht versucht, künstlich einen Business-Case zu konstruieren, den man dann letztlich sowieso nicht beweisen kann." Schließlich durchdringe die IT inzwischen jeden Geschäftsprozess, weshalb ein Business-Case auch nicht isoliert in einer Abteilung gerechnet werden müsste, sondern unternehmensweit - mit mehr oder weniger belastbaren Resultaten. Über die Plattform "Live Meeting" beispielsweise gibt es inzwischen tausende Web-Konferenzen jeden Monat, in denen Mitarbeiter weltweit an Angeboten und Unterlagenpräsentationen zusammenarbeiten, berichtet der CIO. "Das hat sich einfach entwickelt, auch ohne Business-Case." Früher hätte man die Unterlagen analog verschickt und bearbeitet - oder es ganz gelassen. "Heute spart man sich Zeit und kann zudem den Draht zum Kunden mit schnelleren und besseren Antworten verbessern."

Tasten tippen ist uncool

Zudem diene das Projekt auch der Attraktivität als Arbeitgeber, pflichtet HR-Manager Birle bei. Schließlich könne es sich kein Unternehmen leisten, mit der Technik hinter dem Standard zurückzubleiben, der heute allgegenwärtig ist. "Ich kann meine Mitarbeiter kaum zwingen, in einer Welt von Touch-Displays weiter auf Tasten zu tippen - das geht nicht lange gut." Allerdings drehe es sich bei dem Projekt nicht darum, ein paar tausend iPads öffentlichkeitswirksam an die Mitarbeiter auszurollen: "Solche Strohfeuer brennen wir nicht ab." Für Birle ist der Arbeitsplatz der Zukunft bei der Munich Re "eine nachhaltige Story, bei der die Endgeräte nur eine Facette sind". Ein positiver Nebeneffekt sei die Zufriedenheit und die Life-Balance der Mitarbeiter, doch es müsse klar sein: "Wir tun das primär für den geschäftlichen Erfolg."

CIO Janßen sieht das ähnlich: "Bei den Arbeitsplätzen in unserer Qualität, Herausforderung und Spannung bieten wir unseren Mitarbeitern mit dem ‚Next Generation Workplace‘ ein unerlässliches Beiboot." Die technische Basis sei schließlich eine zentrale Voraussetzung, um Wissensarbeit so effizient und reibungslos wie möglich verrichten zu können. "Wenn man globale Risiken global ausgleichen will, muss man auch das Wissen über die Risiken global austauschen können." Und außerdem könne es heute kein Mitarbeiter mehr nachvollziehen, dass er nicht von zu Hause aus arbeiten kann, wenn der Kindergarten bestreikt wird: "Im Grunde reden wir beim Arbeitsplatz der Zukunft nicht von einer Revolution, sondern von einer Selbstverständlichkeit." Und um es mit König Philipp II. aus dem "Don Carlos" zu sagen: "Ich habe das Meinige getan. Tun Sie das Ihrige."

Projekt - Die Lessons Learned

Die bisherigen Erfahrungen aus dem Workplace-Vorhaben

  • Technologie ist eine wichtige Komponente. Aber das Gesamtbild des Konzepts im Unternehmen muss stimmen, um alle Mitarbeiter mit ihren Anforderungen zu erreichen.

  • Die IT muss in der Lage sein, sich von kurzfristigen Trends in der Lieferantenlandschaft weitgehend zu entkoppeln. Das betrifft nicht nur Consumer-Smartphones, sondern im Idealfall auch andere Ebenen wie die Business-Logik.

  • Die Grundlagen der virtuellen Zusammenarbeit und Kommunikation in einer globalen Organisation lassen sich auch in der Arbeit im Home Office wiedererkennen. Es ist egal, ob der Gesprächspartner in Düsseldorf oder in Dubai sitzt.

  • Geordnete, prozessorientierte und ortsübergreifende Arbeiten sowie der Zuruf von Anforderungen sind schwierig. Eine Organisation muss sich hier einen gewissen Reifegrad und eine Selbstverständlichkeit antrainieren.

  • Veränderungen in der Client-Schicht setzen große Veränderungen in der Anwendungsinfrastruktur, im Bereich Security und in der Anbindung der Mitarbeiter zu Hause voraus. Der Vorlauf kostet viel Zeit.

  • Das Sicherheitskonzept der "Burg mit dicken Mauern" hat ausgedient. Unternehmen müssen sich an einem Flughafen orientieren, bei dem Nutzergruppen mit unterschiedlichen Rechten in Sicherheitszonen eingeteilt werden.

Unternehmensdaten und IT-Kennzahlen der Munich Re

Unternehmen

Munich Re

Hauptsitz

München

Umsatz

27,8 Milliarden Euro Bruttobeitragseinnahmen (2013)

Mitarbeiter

11.300

IT-Kennzahlen

IT-Mitarbeiter

1800 (davon 950 intern)

IT-Budget

379 Millionen Euro

IT-Anwender

13.120