Mit dem Data Warehouse gegen Versicherungsbetrüger

28.09.2006
Von 
Karin Quack arbeitet als freie Autorin und Editorial Consultant vor allem zu IT-strategischen und Innovations-Themen. Zuvor war sie viele Jahre lang in leitender redaktioneller Position bei der COMPUTERWOCHE tätig.

1997 begann ein Team, das sich aus Analysespezialisten der Fachabteilung und Datenbankexperten aus der IT sowie einer Handvoll Teradata-Mitarbeiter und Freelancer zusammensetzte, eine Data-Warehouse-Architektur aufzubauen. (Den heutigen Stand der Technik zeigt die Grafik "Die Systemarchitektur".) Damit wurden die Grundlagen geschaffen, um die Forderung des Gesetzgebers nach mehr Transparenz im Gesundheitswesen zu erfüllen und den Krankenkassen ein Mittel an die Hand zu geben, mit denen Ärzte, Krankenhäuser, Heilpraktiker, Therapeuten und Pflegedienste besser kontrollierbar wurden.

"Unser Fokus liegt primär auf den Leistungserbringern, nicht auf den Patienten", konstatiert Scholz, "denn den gesetzlichen Krankenkassen ist die Risikoselektion verboten". Es gibt allerdings einen Fall, wo individuelle Patientendaten für Potenzialanaysen herangezogen werden: bei der Entwicklung von "Disease-Management-Programmen" (DMP) für chronisch Kranke.

Empfehlungen und Beratung

Mit Hilfe des Data Warehouse wäre es auch möglich, die potenziellen Auswirkungen geplanter Gesundheitsreformen schon im Vorfeld zu untersuchen. Im Fall eines weit verbreiteten Vorurteils konnte der Verband auf diese Weise auch schon Klarheit schaffen: Die Hypothese, dass die "Doctor Hopper" die Gesundheitskosten in die Höhe treiben würden, ließ sich anhand einer genauen Analyse der Daten entkräften. Wie die Zahlen auswiesen, fällt der Anteil der Patienten, die fünf oder mehr Ärzte in einem Quartal konsultierten, kaum ins Gewicht.

Häufiger als für solche politischen Fragestellungen wird das System allerdings genutzt, um die Angebote der Leistungserbringer zu evaluieren und "Empfehlungen" an die Adresse der Versicherten zusammenzustellen beziehungsweise um die Ärzte mit "Arzneimittelberatungen" zu versorgen.

Der Bundesverband in Zahlen

  • Der in Essen ansässige BKK Bundesverband beschäftigt rund 350 Mitarbeiter.

  • Er fungiert als Dachverband und Dienstleister für die acht Landesverbände, in denen die knapp 200 Betriebskrankenkassen in Deutschland zusammengefasst sind.

  • Deren Spannbreite reicht von der streng firmenbezogenen Kasse bis zu einer für alle Arbeitnehmer offenen Versicherung und von 1000 bis zu einer Million Mitglieder.

  • Insgesamt steht der Verband für zirka 14 Millionen Versicherte, von denen rund fünf Millionen erst in den vergangenen zehn Jahren - also seit der Marktöffnung - hinzugekommen sind.

  • Im selben Zeitraum konnten die Betriebskrankenkassen ihren Marktanteil bei den gesetzlichen Versicherungen von zehn auf 20 Prozent verdoppeln.