Die gesetzlichen Krankenkassen stehen nicht unbedingt im Verdacht, besonders innovativ zu sein. Und doch hat der BKK Bundesverband eine Data-Warehouse-Lösung geschaffen, die auch den privaten Versicherungen als Vorbild dienen könnte. Sie dürfte sich schon allein dadurch auszahlen, dass sie hilft, den allgegenwärtigen Versicherungsbetrug einzudämmen, so Hartmut Scholz, CIO des Verbands.
Von jetzt auf gleich im Wettbewerb
Vor knapp zehn Jahren initiierte die damalige Bundesregierung ein Gesetz, das den gesetzlich Versicherten die Möglichkeit eröffnete, ihre Kasse frei zu wählen. Damit war die Organisation der gesetzlichen Krankenversicherungen (GKV) quasi von einem Tag auf den anderen dem Wettbewerb unterworfen.
Der BKK-Bundesverband sah die neuen Spielregeln als Chance, die es schnell zu nutzen galt: Als Kopfstelle für die von den Leistungserbringern - Ärzten, Kliniken etc. - übermittelten Daten beschloss der Verband, diese auszuwerten, um seinen Mitgliedsversicherungen einen Informationsvorsprung gegenüber den Mitbewerbern im GKV-Markt zu verschaffen. Das bot sich auch deshalb an, weil die Abrechnungen - aufgrund eines Gesetzes aus dem Jahr 1993 - nun elektronisch geliefert wurden und Standardvorgaben gehorchen sollten.
Langwieriger Abstimmungsprozess
Von der Idee bis zur Umsetzung waren allerdings noch einige Hindernisse zu überwinden: Der Bundesverband wird von den Betriebskrankenkassen finanziert und untersteht der Aufsicht des Bundesministeriums für Gesundheit. Insofern durchlaufen alle seine Entscheidungen einen langwierigen Abstimmungsprozess. "Den Vertrag hinzukriegen hat zwei Jahre gedauert", berichtet Scholz. Offenbar ist es aber gelungen, die Krankenkassen von den Vorteilen des Datensammelns und -analysierens zu überzeugen.