Logistikfirmen am Neuen Markt

18.12.2001
Von Andrea Goder

Herbe Umsatzeinbußen

Allerdings bekommt auch Thiel die derzeitige Schwäche im IT-Markt zu spüren – vor allem im Bereich „IT-Solutions/E-Commerce“, auf den rund 15 Prozent der Gesamteinnahmen entfallen. Da Umsatz und Ergebnis aus dem Geschäft mit externen Drittpartnern zuletzt stark hinter den Erwartungen zurückgeblieben waren, wurde die Unit vor kurzem aufgelöst und in andere Unternehmensbereiche integriert.

Trotz Abstrichen beim Ergebnis, die Finanzexperten erwarten, zeigen sich die Luxemburger vom schwachen Konjunkturumfeld unbeeindruckt. In den letzten Wochen konnten sie mehrere Großkunden gewinnen – darunter die Schieder Möbel Holding, Europas größten Möbelhersteller. Der Auftrag soll sich in den nächsten zehn Jahren auf ein Volumen von 750 Millionen Euro belaufen.

Vom Börsenliebling zum Sorgenkind entwickelte sich dagegen die D. Logistics AG. Die Story des zweiten Nemax-50-Wertes hat spätestens seit den Gerüchten um eine Umsatzwarnung, die sich im November bestätigten, Risse bekommen. Das hessische Systemhaus, das im Herbst 2000 eine Börsenkapitalisierung von drei Milliarden Euro erreichte, ist mit derzeit 280 Millionen Euro laut CEO und Gründer Detlef Hübner „absurd gering bewertet“. Hübner, der nach dem Börsengang vorübergehend in die Liga der 100 reichsten Deutschen aufgestiegen war, gehört inzwischen zu den gefallenen Stars am Neuen Markt.

D. Logistics, ein direkter Konkurrent zu Thiel Logistik, adressiert fünf Kernbranchen: Airport, Chemie/ Lifescience, Verpackung, Automotive sowie Industrie- und Konsumgüter. Das Unternehmen startete unmittelbar nach dem Börsengang im April 1999 eine Übernahmerallye mit rekordverdächtigen Zuwachsraten. Im Jahr 2000 kletterten daraufhin die Erlöse von 65 Millionen auf 383 Millionen Euro – ein Plus von fast 500 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Lediglich zehn Prozent des Umsatzes stemmten die Hessen aus eigener Kraft.

Im Rahmen der laut LBBW-Analyst Wittmann „unheimlich aggressiven Akquisitionspolitik“ schluckte D. Logistics rund 20 Firmen seit dem IPO. Die Zahl der Mitarbeiter explodierte auf über 8000. Bislang wichtigste Station im Akquisitionsmarathon war die Übernahme von Cargo Service Center (CSC), einer Tochter der niederländischen Fluggesellschaft KLM, durch die D. Logistics weltweit auf Platz eins der Anbieter von neutralen Luftfrachtservices vorrückte. CSC ist an 65 Flughäfen in 19 Ländern präsent und sollte in diesem Jahr rund 200 Millionen Euro erzielen.