Kommerzielle Jobbörsen versus Arbeitsamt

13.01.2004
Von 
Ingrid Weidner arbeitet als freie Journalistin in München.

Die vier kommerziellen Jobbörsen Jobpilot, Jobscout24, Monster und Stepstone haben sich zu einer Interessengemeinschaft zusammengeschlossen und kritisieren das VAM-Projekt seit einigen Monaten. Sie werfen der Behörde vor, einen funktionierenden Markt zu zerstören und Steuergelder zu verschwenden. Immerhin hatten die bestehenden Stellenmärkte im Netz ihre jeweiligen Plattformen und Suchsysteme aus eigenen Mitteln entwickelt und finanziert.

Jürgen Koch: "Unserem gesetzlichen Auftrag, Menschen schnell zu vermitteln, sind wir nicht immer nachgekommen."
Jürgen Koch: "Unserem gesetzlichen Auftrag, Menschen schnell zu vermitteln, sind wir nicht immer nachgekommen."

 Streitobjekt sind auch die gut ausgebildeten, karrierebewussten und wechselwilligen Arbeitnehmer, die bisher zur Klientel der Jobbörsen zählten. Wenn Unternehmen das Portal der Behörde nutzen, um ihre Jobinserate zu veröffentlichen, bricht den kommerziellen Anbietern eine Einnahmequelle weg.

VAM-Projektleiter Koch führt als Gegenargument die schon existierende Vermittlung von Fach- und Führungskräften an: "Wir betreuen jetzt schon 1,4 Millionen Kunden, die nicht arbeitslos sind. Künftig soll jeder, der sich mit Jobsuche oder Jobwechsel beschäftigt, zuerst an uns denken." Doch ob große Firmen wirklich ihre Mitarbeiter über das Arbeitsamt suchen, ist fraglich. Für den Personaler eines solchen Unternehmens arbeitet die jetzige Plattform noch zu ungenau.

Projektkosten der BA steigen

Ein gewichtiger Kritikpunkt sind unterdessen die Kosten von VAM, die mittlerweile aus dem Ruder laufen. Accenture sprach zur CeBIT von einer Projektsumme von über 50 Millionen Euro. Koch hatte jedoch nur für die erste Umsetzungsphase 57 Millionen Euro (netto) angesetzt. "Uns war von vornherein klar, dass weitere Kosten dazukommen, da wir uns in einem Gesamtreformprozess befinden, zusätzliche Features wollten und Accenture uns auch bei der Schulung unserer Mitarbeiter konzeptionell unterstützen soll", begegnet der 33-Jährige der Kritik an den mittlerweile 77 Millionen Euro Gesamtkosten. Crosswater Systems, ein Branchendienst für elektronische Jobbörsen, schätzt die Gesamtkosten inklusive Öffentlichkeitsarbeit auf 97 Millionen Euro.