Kommerzielle Jobbörsen versus Arbeitsamt

13.01.2004
Von 
Ingrid Weidner arbeitet als freie Journalistin in München.
Die seit Anfang des Jahres in Bundesagentur für Arbeit (BA) umbenannte Bundesanstalt für Arbeit ging am 1. Dezember 2003 mit einer neuen Stellenbörse ans Netz. Zahlreiche Pannen begleiteten den Start. Die kommerziellen Jobbörsen kritisierten vor allem die enormen Mittel, die das Stellenportal der Bundesagentur verschlungen hat.

Die Messlatte lag hoch. Mit einer eigenen Stellenbörse im Netz beabsichtigte die Bundesagentur für Arbeit (BA) zur zentralen Anlaufstelle für Jobsuchende aufzusteigen. In einem internen Papier der Behörde heißt es, man wolle einen "Meilenstein setzen, um eine Marktführerschaft vor allem auch aus qualitativen Gesichtspunkten heraus zu erreichen. Dabei sollen die kommerziellen Anbieter nicht vom Markt verdrängt werden, sondern vielmehr vom ,Virtuellen Arbeitsmarkt' der BA profitieren." Die Ziele des Projektteams in der Nürnberger Behörde waren sportlich.

Nach einer europaweiten Ausschreibung erhielt das Beratungshaus Accenture im Frühjahr 2003 den Zuschlag für die Entwicklung von Plattform und Suchsystem. Zur CeBIT 2003 verkündete Accenture stolz den lukrativen Entwicklungsauftrag. Das Beratungshaus bezifferte damals den Wert des auf fünf Jahre angelegten Projekts auf über 50 Millionen Euro.

Zukünftig sollen nicht nur Stellensuchende, sondern auch die staatlichen Arbeitsvermittler mit der neuen Plattform arbeiten. Der Zeitplan sieht vor, dass ab dem 1. Mai 2004 in den drei ausgewählten Modellarbeitsämtern in Essen, Heilbronn und Marburg die Vermittler ebenfalls auf das neue System umsteigen. Ab 1. Juni sollen dann alle 180 Agenturen für Arbeit (ehemals Arbeitsämter genannt) die neue Plattform nutzen und die bisherigen internen Systeme ablösen. An der Migration der rund 2,3 Milliarden Datensätze der Arbeitsamtskunden vom alten auf das neue System werkeln 150 Entwickler.

Am 1. Dezember ging als erster Teil des neuen Serviceangebots die Stellenbörse der Behörde unter www.arbeitsagentur.de online zumindest zeitweise. Zahlreiche Fehlermeldungen, ungenaue Trefferlisten nach einer Suchanfrage oder ein hoffnungslos überlastetes und stundenlang nicht verfügbares System enttäuschten die Nutzer zunächst.

"Wir hatten Startprobleme, das gebe ich offen zu. Doch mich stört die Kampagne, die gerade gegen unser Projekt läuft", ärgert sich Jürgen Koch, Projektleiter des Virtuellen Arbeitsmarktes (VAM) der BA in Nürnberg. Inzwischen wurden Navigationselemente überarbeitet und Korrekturen vorgenommen.