S

Kärrnerarbeit mit Feingefühl

12.02.2003
Von Fried Saacke

Dauerbrenner Lizenzpolitik 

Als wesentlichen Bestandteil der GSE-Arbeit bezeichnet Laube, dass man gegenüber IBM als eine Art Lobby für die etwa von Systemprogrammierern geäußerten Interessen auftritt. Auf diese Weise werden Anforderungsprofile direkt in die IBM-Labors getragen und dort auch häufig im Rahmen der Release-Entwicklung umgesetzt. Als problematischen Dauerbrenner seiner bisherigen GSE-Amtszeit nennt der 42-Jährige das Software-Pricing. Anwender fühlten sich weder von IBM noch von den unabhängigen Softwareherstellern ausreichend über die Lizenzmodelle der /390- beziehungsweise jetzt Z-Series-Produkte informiert. Das Thema erwies sich als derart komplex, dass die GSE mit einigen Aufklärungsveranstaltungen reagierte und dabei eine aktivere Informationspolitik der Anbieter einforderte. „Von nix kütt nix“ zitiert der Kölner ein Sprichwort aus seiner Stadt, das er auch als Lebensmotto gewählt hat. Tatsächlich stellte sich im vergangenen Jahr eine Besserungsphase bei den Herstellern ein, mittlerweile treten jedoch wieder vermehrt Defizite auf, wie Laube aus den gehäuften Anfragen der Anwender schließt.

Das Engagement des Familienvaters und Hobbypiloten gilt inzwischen auch der Integration neuer Themen in das Mainframer-Forum. Erklärtes Ziel ist, mit dem Aufbau spezieller Workgroups etwa für IBMs Linux-, Websphere- oder Notes-Strategie zusätzliche Mitglieder für die GSE zu gewinnen.

Komplett unabhängig 

Noch mehr Arbeit zumindest in den letzten zwei Jahren musste Fried Saacke für seinen Vorstandsvorsitz bei der Deutschen Oracle Anwendergruppe (Doag) aufbringen. Das lag nicht zuletzt daran, dass die User Group mit ihren rund 2000 Mitgliedern seit Anfang 2001 viel Zeit in den Aufbau einer eigenen Geschäftsstelle und Administration investieren musste.

Der Schritt in die komplette Unabhängigkeit - finanziell war die User Group schon immer unabhängig - begann im Jahr 2000, nachdem Oracles neue Lizenzpolitik bei vielen Anwendern für Verärgerung gesorgt und die Beziehung zwischen User Group und Hersteller einen Tiefpunkt erreicht hatte. Auf der seinerzeit in Fellbach abgehaltenen 13. Deutschen Oracle Anwenderkonferenz eskalierte die Verstimmung der Beteiligten derart, dass im Anschluss an die Tagung die Kommunikation mit dem verantwortlichen Oracle-Manager vorübergehend abbrach, erinnert sich Saacke. Die Wogen glätteten sich jedoch relativ schnell, nachdem das Oracle-Management gelernt hatte, mit dem neuen Selbstbewusstsein und der konstruktiven Kritik seiner unabhängigen Anwendervereinigung umzugehen.

Eine erneute Bewährungsprobe dieser Beziehung findet derzeit statt: Der Hersteller bekommt den Unmut seiner Klientel zu spüren, nachdem die Doag zu Beginn dieses Jahres feststellen musste, dass die Zufriedenheit mit dem Oracle-Support deutlich zurückgegangen ist und dieser Trend mit den kürzlich veröffentlichten Ergebnissen einer Mitgliederumfrage bestätigt wurde.

Saacke, 37 Jahre alt und Familienvater, leitet die Berliner Geschäftsstelle der msg Systems AG, Anbieter von Branchensoftware und Dienstleistungen. Zu seinen wichtigsten beruflichen Zielen gehört jedoch auch, die unabhängige Zukunft und das Wachstum der Doag zu sichern. Kritik äußert der Manager vor allem an der mangelnden Chancengleichheit für kleinere und mittlere Unternehmen, wenn es um die Auftragsvergabe durch die öffentliche Hand geht.