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Kärrnerarbeit mit Feingefühl

12.02.2003
Von Fried Saacke
Die Arbeit in einer User Group erfordert viel Freizeit verschlingendes Engage-ment - zumal wenn es sich um den ehrenamtlichen Vorsitz und eine der großen Gruppen wie die der SAP-, IBM- oder Oracle-Anwender handelt.

Die Ziele der diversen Anwendervereinigungen sind nahezu identisch: Es geht um die praxis-nahe Wissensvermittlung sowohl zwischen den Mitgliedern untereinander als auch zwischen den Anwendern und den Herstellern der IT-Systeme. Gängige Instrumente für diesen Erfahrungsaustausch sind Konferenzen, Workshops, Online-Foren oder Newsletter. Das alles will organisiert sein, was insbesondere für kleinere Anwenderunternehmen wichtig ist, da sie im Gegensatz zu den Konzernen nur selten über einen direkten Draht zum Hersteller verfügen. Ihre Anliegen werden über so genannte Communities gebündelt und von der User Group als Interessenvertretung weitergeleitet.

Einfluss auf den Hersteller 

Die Deutsche SAP Anwendergruppe (DSAG), die rund 1100 Firmen und 8000 Anwender repräsentiert, hat diese Aufgaben in den letzten Jahren um ein wichtiges Ziel erweitert: Sie möchte Einfluss auf SAPs Produktpolitik nehmen. Der seit zweieinhalb Jahren amtierende DSAG-Vorstandsvorsitzende Alfons Wahlers bezeichnet dieses Anliegen als Drahtseilakt, der zumindest in der Anfangsphase ein äußerst sensibles Vorgehen erfordert hat. Inzwischen ist der Aufbau der in diese Richtung arbeitenden Gremien gelungen, die entsprechende Zusammenarbeit mit SAP erfolgreich, resümiert der 44-Jährige.

Der gebürtige Münsterländer erinnert sich, dass SAPs Produktstrategie im Jahr 2000 für sehr viel Unsicherheit unter den Anwendern gesorgt hatte. Vielen Bestandskunden war der erwartete Nutzen des damals angekündigten Mysap.com nicht klar, R/3 wurde jedoch gleichzeitig als Auslaufmodell positioniert. Wie soll eine Migration bei gleichzeitigem Schutz der bisherigen R/3-Investitionen aussehen, war damals die bange Frage zahlreicher SAP-Anwender. Erst nach hartnäckiger Intervention der User Group lenkte SAP ein: „R/3 Enterprise“ wurde als evolutionärer Übergang vom klassischen R/3 in die Mysap.com-Welt eingeführt. Positiv auf Wahlers erfolgreich vermittelnde Tätigkeit wirkten sich sein Lebensmotto „In der Ruhe liegt die Kraft“ sowie sein teamorientierter Führungsstil aus.

Wahlers, den es besonders ärgert, wenn Softwarehäusern und Beratungsunternehmen das rea-listische Verständnis für die Wirtschaftlichkeit von Softwareprodukten fehlt, arbeitet hauptberuflich als IT-Leiter beim Automobilzulieferer Keiper GmbH & Co in Kaiserslautern. Rund drei Tage im Monat verwendet er auf seine Tätigkeit für die DSAG, zum größten Teil auf Kosten der Zeit für die Familie.

Ähnlich geht es Christoph Laube, der seit rund vier Jahren als Region Manager Deutschland für die Guide Share Europe (GSE) fungiert. Die /390- User-Group der IBM zählt hierzulande knapp 600 Firmenmitglieder und ist damit die größte Gruppe innerhalb der GSE. Hauptberuflich als Director S/390 Unit für den System-Management-Spezialisten BMC Software GmbH tätig, gehört zu den GSE-Aufgaben Laubes in erster Linie die Vorbereitung und Durchführung der Jahrestagung. Auch hier dreht es sich nicht nur darum, Informationen für Mitglieder bereitzustellen.