Ist Apple fit fürs Unternehmen?

18.03.2010

Konsumenten lieben Apple. Diese Zuneigung schwappt über in Unternehmen. Aber ist die Steve-Jobs-Company bereit, in Massen bürokratisch-langweilige Arbeitsplatzrechner zu liefern? Und wollen IT-Chefs Macs als Wintel-PC-Alternative? "Der iKult. Wie Apple die Welt verführt", titelte der "Spiegel" in Ausgabe 17 dieses Jahres. "Im Griff der Giganten" prangte auf dem Titel des "Manager Magazins" im April-Heft. Zu den Giganten zählte auch Apple. "Außer Rand und Band" überschrieb die "FAZ" in der Samstagsausgabe vom 8. Mai 2010 einen Beitrag über Steve Jobs, der neuerdings "wild um sich schlägt wie noch nie".

Apple. Apple. Apple. Kein Unternehmen der Welt steht so in der öffentlichen Wahrnehmung wie die kalifornische Designschmiede. Kein Wunder, dass bei der jährlich vom US-Magazin "Fortune" abgehaltenen Befragung von Geschäftsleuten nach den weltweit am meisten bewunderten Unternehmen Apple wieder an der Spitze steht.

Böse Zungen könnten mit Verweis auf den Achtplatzierten, die Goldman Sachs Gruppe, lästern, solch eine Rangfolge besitze ihre ganz eigenen Regeln. Es bleibt die Tatsache, dass der "iKult" weltweit Dimensionen annimmt, die befremdlich wirken mögen, aber nicht wegzudiskutieren sind.

iPad in der Bar – so funktioniert Marketing richtig gut

Irritierend mag sein, wenn sich in einer angesagten Bar im Zentrum Münchens Menschen von ihren Cocktails ab- und einer Frau zuwenden, die nichts anderes tut, als mit ihrem neuesten Mitbringsel aus den USA zu hantieren. Das – neudeutsch – Gadget ist aber nicht irgendeine technische Spielerei. Kein – "gähn" – Android- oder Symbian-Maschinchen. Es ist das iPad! Brandneu! Eingeflogen über den großen Teich! Hierzulande (noch) nicht zu haben.

Man muss solche Szenen erlebt haben, um einschätzen zu können, wie die Marketing-Maschinerie von Apple funktioniert. Welche Effekte die Gehirnwäsche durch den Apple-Hype erzeugt, die die Jobs-Company so sicher nicht völlig steuern kann. Die aber ebenso wahrscheinlich gewollt sind.

Wer glaubt, die Mode habe keinen Einfluss auf IT-Investitionsentscheidungen, der irrt. Das zeigte sich, als Apple sehr spät ein Produkt in den Markt einführte, das viele Anbieter längst im Portfolio hatten: ein Smartphone. Auch diese Zeitung beschrieb ausführlich die Defizite, die die ersten beiden iPhone-Generationen aufwiesen, wenn es um den Einsatz als Client mit Anbindung an das UnternehmensIT-Backend ging. Hat das den Einzug des iPhone in die Unternehmen verhindert? Nein.

Vielmehr wirkt das iPhone als Türöffner für die gesamte Produktpalette in Firmen. Nicht umsonst schrieb die Unternehmensberatung Gartner bereits Anfang 2009 in einer so genannten Swot-Analyse über Apple (Swot = Strength, Weaknesses, Opportunities, Threats), die Markteinführung des iPhone sei im höchsten Maß erfolgreich gewesen und demonstriere "Apples Fähigkeit, ein komplettes Ökosystem um seine Plattformen zu bauen".

Das gilt auch für andere Apple-Produkte, etwa die Rechner. Über die urteilte Gartner, das "innovative Hardwaredesign, eine exzellente Betriebssystem-Integration, die Einfachheit der Implementierung und der Benutzung" würden Apple-PCs zu einem "gefragten Produkt" machen.

Das ist der Trick: Apple legt nicht einfach ein Mobiltelefon, ein Tablet-PC oder ein schickes Notebook auf den Tisch und wartet darauf, dass es gekauft wird. Die Jobs-Company entwirft eine komplette Nahrungskette, in die das jeweilige Produkt eingebunden ist. Zeitgenossen, die Apple weniger freundlich gesonnen sind, kritisieren an dieser Vorgehensweise, das Unternehmen führe Benutzer so in eine Lock-in-Situation, in eine hermetisch abgeriegelte Apple-Welt, aus der es kein Entkommen gebe. Apple-Anhänger sagen kühl, in dieser Welt seien alle Einzelkomponenten von der Hard- über die Software aufeinander abgestimmt. Folglich fügten sich die Einzelteile zu einem perfekten Ganzen. Interessanterweise funktioniert mittlerweile aber auch die Verquickung des Apple-Kosmos mit dem Rest der IT-Welt.

iPhone im Unternehmen mit Anbindung ans Backend

Heute wird das iPhone beispielsweise bei der Logica Deutschland GmbH "flächendeckend" genutzt, sagt Jan Kokott, der als Fachgruppenleiter Mobile Devices für den Einsatz von mobilen Endgeräten in seinem Unternehmen verantwortlich zeichnet.

Der Spezialist für Business Consulting, Systemintegration und Outsourcing hatte Ende 2008/Anfang 2009 – also gerade ein Jahr nach Einführung des Apple-Smartphones – ein Pilotprojekt zur Einführung des iPhones gestartet. Eine Analyse ergab, dass die Mitarbeiter ein Mobiltelefon benötigen, das vor allem PIM-Funktionalitäten bietet (PIM = Personal Information Manager). Außerdem sollte es den Zugriff auf E-Mails gewährleisten. Kokott: "Für uns erfüllte das iPhone alle Anforderungen." Das tägliche Geschäft sei mit diesem Gerät "einfacher" geworden. Seine Tauglichkeit für den professionellen Unternehmenseinsatz hat das Apple-Smartphone für Logica bewiesen: "Die Anbindung an die hausinternen Business-Softwarelösungen ist gegeben", sagt Kokott. CRM- und ECM-Systeme, Zeiterfassung und Datenbankanbindung, "alles, was wir im Backend-System haben, können wir für die Anbindung mit dem iPhone nutzen".

Für die Anbindung des Apple-Clients an das Unternehmens-Backend gibt es diverse Lösungen. Nur ein Beispiel: Die IT-Unternehmensberatung RSP aus München, Nürnberg und Berlin bietet für das iPhone die Lösung "Know & Decide" zum Andocken an SAP R/3 und SAP Business Warehouse an.

Anwender können mit dem Modul "Know" etwa alle Budget- und Umsatzzahlen eines Unternehmens mobil und aktuell auswerten und Präsentationen mit den neuesten Daten auffrischen. Der Benutzer erhält alle Prozesse – ähnlich wie E-Mails – angezeigt. Alle Daten werden periodisch vom SAP-Server empfangen und an diesen gesendet.

An diesem Exempel zeigt sich, dass die Einbindung von Apple-Systemen in die Unternehmens-IT von einem Gerätetypus vorbereitet wird, den die meisten als ernst zu nehmenden Unternehmens-Client bislang nicht in der Planung hatten.

iPhone und iPad als Türöffner bei kommerziellen Kunden

Solche Informationen sprechen sich in der Branche herum: Die Basellandschaftliche Kantonalbank (BLKB) in der Schweiz kündigte im März 2010 an, alle Palm- und Blackberry-Geräte gegen iPhones auszutauschen.

Mittlerweile denkt auch der Autokonzern Audi verstärkt über die Nutzung von iPhone und iPad im professionellen Einsatz nach. Bekannt ist das Beispiel der Springer Verlag AG. Sie stellt seit 2008 sukzessive komplett auf Apple-Hard- und -Software um.

Den Trend, Apple-Rechner und Gadgets als Endgeräte in Unternehmen zu nutzen, bestätigt auch eine brandaktuelle Studie von Techconsult. Allerdings stellen die Marktforscher aus Kassel je nach Produktkategorie (iPhone, iPad, Mac-Rechner) erhebliche Unterschiede beim Einsatzgrad fest. Die Untersuchung wurde in Unternehmen mit einer Größenordnung von bis zu 1000 Mitarbeitern abgehalten. Sie ist noch nicht beendet. Die vorliegende Stichprobengröße beträgt 300.

iPhone – bei mehr als zehn Prozent der Unternehmen

Die Untersuchung zeigt eindeutig, dass iPhones immer häufiger im Geschäftsumfeld eingesetzt werden. Die Zuwachsraten als Client für die Business-Kommunikation seien hoch, bestätigt Analystin Verena Bunk.

Nach den vorläufigen Ergebnissen befinden sich die Apple-Smartphones in deutschen Unternehmen bereits bei mehr als zehn Prozent im Einsatz. Solche Angaben korrespondieren mit dem Erfolg, den Apple mit dem iPhone am Weltmarkt hat. Nach den Zahlen der Marktforscher von Canalys wurden im ersten Vierteljahr 2010 weltweit 55 Millionen Smartphones verkauft – ein Anstieg um 57 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Nokia ist in diesem Produktsegment zwar klarer Marktführer mit 39,3 Prozent. Allerdings schrumpfte dieser Anteil von vormals fast zwei Dritteln des gesamten Smartphone-Marktes. Apple hingegen steigerte seinen Marktanteil binnen eines Jahres von 3,8 auf 8,8 Prozent.

iPad weckt Begehrlichkeiten schon vor der Markteinführung

Anders sieht es ersten Erkenntnissen der Techconsult-Studie zufolge mit dem iPad aus. Apples viel diskutierter Tablet-PC werde im B-to-B-Segment zunächst "keine Rolle" spielen.

Diese Aussage überrascht kaum, denn das iPad ist in Deutschland noch gar nicht zu kaufen. De facto aber denken Firmen wie Audi oder Logica bereits laut darüber nach, ob und wie sie das iPad in Geschäftsabläufe integrieren könnten. Zum anderen prophezeihen die Unternehmensberater von Deloitte in einem Perspektivenpapier vom März dieses Jahres, dass Tablet-PCs wie das iPad "den Markt erobern und einzelne Branchen revolutionieren" werden. Noch in diesem Jahr rechnen die Berater mit über zehn Millionen Verkäufen. Zu dieser Einschätzung mag gut passen, dass Apple in den USA innerhalb von 28 Tagen nach Markteinführung bereits eine Million iPads abgesetzt hat.

Erwartungsgemäß springen auch erste Entwickler im Business-Anwendungsumfeld auf den iPad-Zug. Ein Beispiel hierfür ist das Hamburger Unternehmen Nextevolution. Es präsentiert seit dem 17. Mai auf dem SAP-Kongress "Sapphire Now" in Frankfurt am Main einen Softwareprototypen, über den das iPad mit einem SAP-Server kommuniziert und Nutzer in Echtzeit auf SAP-Daten zugreifen können. Ohne große Lernkurve könnten Anwender mehrdimensionale Datenbankabfragen an ein SAP-System starten, verspricht Jens-Peter Hess, General Manager der Nextevolution AG.

Die Architektur der Nextevolution-Lösung trennt die Präsentations- von der Geschäftslogikebene. Auf diese Weise ist das Ausgabemedium, hier das iPad, im Prinzip beliebig. Der Datenaustausch erfolgt über XML-Schnittstellen vermittels Web-Services. Das iPad meldet sich via SSL-verschlüsselte Verbindung am SAP-Netweaver-Applikations-Server an. Die Kommunikation zwischen SAP-System und iPad findet ebenfalls via Web-Services statt. Sie nutzt die SAP-Berechtigungsprüfung standardmäßig mit.

Genau hier liegt eine weitere Chance der Apple-Systeme, worauf unter anderem Carlo Velten, Senior Advisor der Experton Group, hinweist. Er betont, das Betriebssystem verliere gegenüber dem Browser zunehmend an strategischer Relevanz, und zwar "sowohl aus der Anwender- wie aus der Technologieperspektive". Velten weiter: "Bei der Nutzung Internet-basierter Anwendungen und Services, Stichwort Software as a Service, auf Basis offener Standards und Protokolle spielen viele technische Fragen keine entscheidende Rolle mehr" (siehe Seite 16: "Keine Ausreden mehr für IT-Verantwortliche").

Apple-Rechner als Alternative zu Wintel-PCs?

Auf solche Überlegungen stützt sich auch die Hamburger Reporta Controllingsysteme AG. Sie bietet mit der Software-as-a-Service-Anwendung "Reporta" eine rein Web-basierende Controlling-Lösung, die jeden Anwender mit dem Firmen-Backend verbindet. Apps für die Zeiterfassung und die Betriebsauswertung bietet Reporta unter anderem für die Apple-Gadgets.

Mögen iPhone und iPad als Frontend für Web-basierende Anwendungen gefragt sein, so sind sie für Apple doch nicht der erhoffte Türöffner in die Unternehmenswelt. Im kommerziellen Umfeld haben sich iMacs, Mac Minis, oder Macbook Pros bislang nicht durchgesetzt.

Dabei sind sie den Wintel-PCs der Dells, HPs, Lenovos etc. in Sachen Design und Benutzerfreundlichkeit "meist weit überlegen", so Experton-Mann Velten, was auch die Swot-Analyse von Gartner konzediert. Velten: "Sie fördern die Produktivität und Kreativität der Anwender in Unternehmen." Zudem haben Apple-Produkte, so Gartner, ein innovatives Hardwaredesign und eine bemerkenswerte Betriebssystem-Integration. Der Techconsult-Untersuchung zufolge loben zumindest die wechselwilligen Business-Anwender auch den guten Ruf des Unternehmens Apple und die Qualität der Maschinen. Hierfür seien sie auch bereit, einen höheren Preis zu akzeptieren.

Die harten Fakten der Techconsult-Untersuchung belegen aber, dass Apple-Rechner sich in Firmen bis auf die bekannten Nischen nicht nennenswert etabliert haben. Der Mac-Anteil in Unternehmen liegt laut Techconsult-Analystin Bunk bei "unter fünf" Prozent. Gartner-Analyst Mikako Kitagawa spricht sogar von "weniger als einem Prozent". Bei Experton hat man einen Durchdringungsgrad der Mac-Rechner im kommerziellen Umfeld von etwa drei Prozent errechnet.

Techconsult-Analystin Bunk stellt jedoch fest, dass die Zuwachsraten für AppleSysteme als Arbeitsplatzrechner in Unternehmen überdurchschnittlich sind – eine Beobachtung, die Gartner-Mann Kitagawa teilt. Die Zahl der in Unternehmen eingesetzten Apple-Systeme steige im Mittel um fünf Prozent – allerdings ausgehend von einer niedrigen Basis, so Bunk.

Sie betont, die Befragung zeige darüber hinaus, dass mittlerweile auch in "nicht mediennahen Industriesegmenten" Apple-Rechner ein Thema seien. Verwendung finden die Maschinen mit Apfel-Logo im Handel, in der öffentlichen Verwaltung, in der Industrie und im Bildungswesen.

Großkunden machen einen Bogen um Apple

Während sich allerdings Betriebe mit rund 300, 400 Mitarbeitern für die Apple-Rechner erwärmen können, fassen sie in Großkonzernen bislang nicht Fuß. Dort kommt zum Tragen, dass IT-Verantwortlichen für ihre reibungslose tägliche Arbeit Management-Tools wichtig sind. Anbieter wie CA, HP oder IBM verspüren wenig Lust, sich für die Mac-Plattform ähnlich zu engagieren wie für die angestammte Wintel-Welt.

Was IT-Verantwortliche kritisieren

Jeder dritte Befragte einer Techconsult-Untersuchung befürchtet zu hohe Kosten für eine Netzwerkumstellung, wenn er sich Apple-Rechner ins Haus holt. Ein weiteres Drittel macht sich Sorgen wegen der fehlenden Kompatibilität zur Wintel-Welt.

Interessanterweise monieren nur sehr wenige den Mangel an Geschäftsanwendungen für Apple (siehe Grafik). Auch eine möglicherweise fehlende Akzeptanz in der Geschäftsleitung ist kein Argument, das einem kommerziellen Apple-Einsatz im Wege stehen würde.

Überraschenderweise sprechen lediglich acht Prozent der Befragten das Thema Preis als Motivationsblocker für den Apple-Einsatz in Unternehmen an. Dabei galt Apple jahrzehntelang als Anbieter teurer Rechner.

Taksin Erkan, Geschäftsführer von Hamburg4, einem Apple-PremiumReseller aus der Hansestadt, betont allerdings, dass in Sachen Kosten nicht lediglich der Anschaffungspreis betrachtet werden dürfe. Der liege immer noch einiges über dem von Wintel-PCs. Erkan: "Da können zwischen vergleichbaren Systemen schon 300 Euro Unterschied anfallen." Bei den Wartungskosten allerdings, so Erkan, seien Apple-Systeme wesentlich kostengünstiger. "In Summe hat man ein besseres System, das im Anschaffungspreis teurer, aber dann pflegeleichter und somit wieder preiswerter ist."

Gartner-Mann Kitagawa erklärt sich den zögerlichen Einsatz von Apple-PCs insbesondere in Großunternehmen zudem damit, dass Apple nicht die Art von Support für Systeme anbietet, wie es IT-Verantwortliche dort gewöhnt sind. Image-Services oder Lifecycle-Support seien bei Apple Fehlanzeige. Auch so etwas wie einen einheitlichen Support für Konzerne, die weltweit agieren, gebe es nicht.

"Wir empfehlen Apple nicht", lautet das Gartner-Verdikt

Kitagawas Resümee lautet deshalb: "Wir bei Gartner empfehlen Apple aus diesen Gründen nicht als Unternehmens-Arbeitsplatzsystem."

Das sieht man bei der Aozora-Bank in Japan seit Jahren anders. Dort wurden schon vor vier Jahren fast alle 2300 Windows-Computer gegen Macs ausgetauscht. Allerdings wurde hier eine Standardumgebung durch eine andere ersetzt – analog dem Springer-Verlags-Beispiel.

Auch gibt es sehr wohl Firmen, die klassische Business-Anwendungen auf Macs nutzen. Apple selbst und der Springer Verlag setzen SAP-Software auf Macs ein. Das Beratungs- und Dienstleistungshaus Comline nutzt die Softwarepalette von Fuchs EDV (Datenbanklösungen, ERP-Systeme, Einkaufs- und E-Commerce-Systeme) auf der Mac-Plattform.

Wie Macs Business-tauglicher werden

Apple hat technisch an seiner Rechnerplattform einiges verändert, um die Integration in Unternehmensrechnernetze weniger beschwerlich zu gestalten. So wechselte die Jobs-Company 2006 auf Intel-Prozessoren. Auch bietet Apple heute in der Wintel-Szene standardmäßig verwendete Ports wie USB-, WiFi- oder DVI-Schnittstellen in seinen Rechnern sowie allgemein verfügbare Komponenten wie IDE-Festplatten oder PCI-Grafikkarten. Wesentlich ist, dass in der Mac-OS-X-Version Snow Leopard jetzt auch eine Active-Directory-Unterstützung eingearbeitet wurde. Allerdings, so berichten Anwender, habe diese immer noch ihre Tücken.

Aber es gibt auch Zweifel an der Reife für den Unternehmenseinsatz. Sie betreffen etwa Sicherheitsfragen, den gemeinsamen Zugriff auf Dateien verschiedener Betriebssysteme oder das Client-Management (siehe Seite 12: "Die Ängste der Anwender").

Bei einer Befragung von 322 IT-Administratoren durch die Enterprise Desktop Alliance, eine Vereinigung verschiedener Softwareentwicklungs-Firmen, im Februar 2010 gaben zwar zwei Drittel der Antwortenden an, die Zahl der in ihrem Unternehmen eingesetzten Macs werde wachsen. Drei Gründe würden diesen Trend befördern: die Produktivität, die durch die Mac-Rechner gesteigert werde, der unkomplizierte Support für die Systeme und die Begeisterung der Anwender für Apple-Produkte. Insbesondere die letzte Erklärung zeigt, dass iPhones und künftig das iPad wichtige Türöffner sein dürften für Apples Marsch in die Unternehmen.

Was Anwender fürchten

Die 322 Befragten einer Untersuchung der Enterprise Desktop Alliance äußerten verschiedene drängende Probleme, die sie mit der Integration von Apple-Rechnern in die Unternehmens-IT haben. Sie hoben besonders folgende Probleme hervor:

  1. Security,

  2. das File-Sharing zwischen verschiedenen Betriebssystemen,

  3. das Client-Management,

  4. die Backup- und Data-Recovery-Funktionen für Mac-Dateien,

  5. die Active-Directory-Integration,

  6. die Applikations-Kompatibilität,

  7. die Cross-Platform-Helpdesk-Funktionalität

  8. sowie standardisierte ManagementFunktionen sowohl für Macs wie für Wintel-PCs.

Keine Strukturen, um bei Unternehmen zu punkten

Bis dahin ist es aber noch ein weiter Weg, denn Apple fehlt es noch an den Strukturen, um bei Unternehmen zu punkten. Axel Oppermann, ebenfalls Analyst bei der Experton Group, bringt es auf den Punkt: "Apple zeigt weiterhin wenig Ambitionen, sich im Business-Bereich dem Best-Practice-Beispiel etwa von Microsoft hinsichtlich Service-, Händler- und Vertriebsstrukturen anzunähern."

Der Senior Advisor von Experton fasst seine Meinung poiniert zusammen: "Ist Apple fit fürs Unternehmen? Die Antwort lautet Nein! Sind die Unternehmen fit beziehungsweise bereit für Apple? Die Antwort ist ein klares Ja."

Keine Ausreden mehr für IT-Verantwortliche

Das Betriebssystem verliert gegenüber dem Browser an strategischer Relevanz sowohl aus Anwender- wie aus Technologieperspektive. Bei der Nutzung Internet-basierender Anwendungen und Services (Software as a Service) auf Basis offener Standards und Protokolle spielen viele technische Fragen keine entscheidende Rolle mehr.

IT-Administratoren und -Entscheider können den Einsatz von Apple im Unternehmen nicht mehr mit dem Hinweis ablehnen, dass für die Apple-Plattform beziehungsweise das Apple-Betriebssystem keine Anwendungen und Treiber zur Verfügung ständen. Zudem lassen sich über Virtualisierungstechnologien auch auf Apple-Hardware eine Vielzahl an standardisierten IT-Services ausliefern und verwalten – ohne Rücksicht auf Spezifika des Mac-OS-Betriebssystems nehmen zu müssen.

Design und Benutzerfreundlichkeit als Chance für Apple

Zwar ist Apple derzeit noch nicht besonders auf die Anforderungen der Enterprise-IT vorbereitet. Allerdings stellt sich bei steigender Nutzung von Cloud-Services die Frage nach dem Wettbewerbsvorteil verschiedener Software- und Hardwareanbieter neu. Nimmt man zur Kenntnis, dass Produktivität und Kreativität der Anwender auch vom Design und der Usability ihrer "Arbeitsgeräte" abhängen, so ergeben sich für Apple durchaus Chancen in Unternehmen. Denn in diesen Kategorien sind die Geräte ihren Wettbewerbern meist weit überlegen. Bedenkt man, dass Apple in seinen Kernmärkten (Consumer-Hardware und digitale Musik) schon fast maximale Verbreitung erreicht hat, so erscheint es nicht abwegig, dass die Unternehmens-IT als eines der kommenden Wachstumsfelder identifiziert wird.

Investiert Apple in eine Strategie zur Gewinnung von Unternehmenskunden?

Experton geht davon aus, dass Apple in den kommenden drei bis fünf Jahren wesentliche Teile seines Investitionsbudgets in neue Aktivitäten in der Enterprise-IT investieren wird. Hier liegt die Verbreitung in der installierten Basis derzeit bei weniger als drei Prozent, obwohl viele Manager und IT-Entscheider privat schon auf iPhone und MacBook umgestiegen sind. Beim Einstieg in die Unternehmens-IT würde Apple von seinem Image und den guten Erfahrungen der Anwender profitieren. Ob dies ausreicht, um in den kommenden drei bis fünf Jahren signifikante Marktanteile zu erobern, steht noch nicht fest.

Apple tut sich im Hinblick auf die Zusammenarbeit mit Partnern und dem Channel sehr schwer. Ein Führungswechsel bei Apple könnte die Unternehmens-IT-Welt vielleicht schneller ändern als die aktuellen Produktinnovationen iPad und Co.

Carlo Velten