"Investitionskürzungen ergeben keinen Sinn"

21.08.2003
Von 
Karin Quack arbeitet als freie Autorin und Editorial Consultant vor allem zu IT-strategischen und Innovations-Themen. Zuvor war sie viele Jahre lang in leitender redaktioneller Position bei der COMPUTERWOCHE tätig.

Die MVS-Rechenleistungen sind seit 2001 in ein Joint Venture mit der IBM ausgelagert. Trotzdem steht Mierdorf dem Thema Outsourcing skeptisch gegenüber: "Wir versuchen, die Synergiepotenziale erst einmal intern zu heben." Ausgelagert werden nur Aufgaben, die andere definitiv günstiger und in mindestens derselben Qualität erledigen können.

Dass der oberste IT-Manager auf der Vorstandsebene angesiedelt ist, erregt in der Banken- und Versicherungsbranche heute keinerlei Aufsehen mehr. Für den Handel dagegen ist das noch nicht alltäglich. Doch gegen das gängige Vorurteil, die Distributionsbranche sei in Sachen IT hinten dran, wehrt sich Mierdorf entschieden: "Der Handel ist ein Volumengeschäft, das sich nur mit IT beherrschen lässt."

Als "Herzstück" der IT-Ausstattung betrachtet die Metro Group ihr Warenwirtschaftssystem. Deshalb hat sie hier auch nicht auf eines der Standardsysteme zurückgegriffen, sondern eine eigene Lösung entwickelt. "Es gab einfach kein System, das unseren Ansprüchen genügt hätte", begründet Mierdorf seine "Make"-Entscheidung. "Buy"-Software kommt hingegen in einem anderen unternehmenskritischen Bereich zum Einsatz: Das Data Warehouse von NCR/Teradata dient aber naturgemäß nur als Management-System für die eigentlichen Kronjuwelen des Unternehmens - die Sortiments- und Kundeninformationen. Deshalb sprach hier nichts gegen ein marktgängiges Softwarewerkzeug. "Wir nutzen Standards, wo immer das möglich ist", lautet Mierdorfs Maxime.

Hinsichtlich ihrer Business-Strategie pendelt die Metro Group beständig zwischen zwei Polen: dem Kunden und der Lieferkette. In beiden Bereichen strebt sie Prozessvereinfachungen an. Um dieses Ziel zu erreichen, spielt Mierdorf gern den early adopter: "Neue Technologien prüfen wir frühzeitig darauf, ob sie für einen dieser beiden Bereiche von Vorteil sind." Fällt die Antwort positiv aus, steigt das Unternehmen ohne Umschweife in den Pilotversuch ein, wie das Future-Store-Beispiel belegt.

Auch im Bereich Human Resources hat Mierdorf ein umfangreiches Projekt gestartet: Die Metro Group investiert hier in ein breit angelegtes Mitarbeiterportal auf der Basis von "SAP Portals". Ziel des Vorhabens ist es, so der Topmanager, "die Arbeitseffizienz unserer Mitarbeiter zu verbessern". Denn ob Portal oder Future Store - jedes Projekt muss seine Berechtigung nachweisen: "Wo Technologie nur Spaß macht, da lassen wir die Finger davon."

Für den gegenteiligen Fall gibt es in aller Regel drei Möglichkeiten: Das Projekt zielt auf einen Rationalisierungseffekt, es handelt sich um eine Ersatzbeschaffung, oder das Vorhaben verspricht einen "Return on Opportunity", wie Mierdorf den viel strapazierten RoI-Begriff auflöst.