Integrationsprozesse aus der Schublade

29.09.2004
Von Katharina Friedmann

Weitere Hindernisse auf dem Weg zur erfolgreichen Technikintegration sind nach Erfahrung der Befragten neben starren IT-Architekturen mangelndes Know-how, unzureichende Ressourcen und schwer einzuschätzende, häufig zu hohe Kosten.

Trotz des augenscheinlichen Bedarfs an Orientierungshilfen in Form allgemein gültiger Vorgehensmodelle, Referenzprozesse oder Checklisten -- insbesondere im Hinblick auf die genannten Problemfelder -- liegen nach Angaben des Fraunhofer IAO bislang kaum empirische Untersuchungen oder unternehmensübergreifende Best Practices vor. Diese Lücke will das Institut im Rahmen eines dedizierten Industriearbeitskreises schließen. Fusionswilligen soll dabei geholfen werden, eine Firmenverschmelzung vorzubereiten und damit die Integration zu beschleunigen, aber auch bereits laufende Unternehmenseingliederungen zu verbessern. "Die Idee ist, in Zusammenarbeit mit Anwenderunternehmen einen Rohplan für Mergers und Acquisitions zu erstellen", erklärt IAO-Chef Spath. Mit Hilfe vordefinierter "Schubladenprozesse" könnten sich Firmen für den

Ernstfall rüsten. "Wer erst in der Post-Merger-Phase damit anfängt, ist spät dran." Erklärtes Ziel ist demnach die Entwicklung wissenschaftlich fundierter Strategien und praxisorientierter Konzepte für die erfolgreiche Integration im M&A-Prozess.

Die Siemens AG hat ihre diesbezügliche Lektion bereits gelernt. Der Technikkonzern verfolgt eine aktive Portfoliostrategie, die bisweilen zu rund 20 gleichzeitigen IT-Ein- und Ausgliederungen führt. Diese Änderungen wirken sich unmittelbar auf die konzernweite IT-Infrastruktur, die Siemens-IT-Konzerndienste und die Informationssicherheit aus. "Vor der Einführung standardisierter Prozesse wurde das Rad mit jedem Integrationsprojekt neu erfunden. Das führte zu Verzögerungen und unnötig hohen Kosten", erinnert sich Heinz Kollenberger, Director Carve Out im Bereich Mergers & Acquisitions bei Siemens. Aus diesem Grund hat die Siemens AG ihr eigenes Regelwerk für die Integration von Infrastruktur und IT entwickelt.

Laut Kollenberger handelt es sich bei der IT-Integration jedoch um einen grundsätzlich zeitaufwändigen Prozess, der nur mit Hilfe entsprechender Management-Unterstützung zu meistern sei. Knapp 30 Prozent der vom IAO befragten Unternehmen haben diesbezüglich eher schlechte Erfahrungen gemacht: Für sie war das Commitment von Seiten der Geschäftsleitung im Zuge eines IT-Integrationsprojekts nicht oder kaum wahrnehmbar.