Integrationsprozesse aus der Schublade

29.09.2004
Von Katharina Friedmann
Aktuellen Untersuchungen zufolge münden gut 60 Prozent aller Fusionen in einen Misserfolg. Angesichts der zunehmenden Bedeutung von Mergers and Acquisitions (M&A) für die Unternehmensentwicklung will das Fraunhofer-Institut für Arbeitswirtschaft und Organisation (IAO) die Problemzonen insbesondere bei der IT-Integration identifizieren und fundierte Vorgehensmodelle erarbeiten.

Fusionen und Übernahmen haben wieder Hochkonjunktur: Nach den Prognosen des von der Universität Witten/Herdecke gegründeten Institute for Mergers & Acquisitions (IMA) steht die nächste große Welle unmittelbar bevor. Hauptmotive für das verstärkte Firmen-Shopping sind der Ausbau von Marktanteilen sowie das Erschließen neuer Märkte insbesondere in Europa und Asien. Eine aktuelle Umfrage bestätigt den Trend. Demnach stehen bei 63 Prozent der interviewten Firmen in den kommenden drei Jahren M&A-Aktivitäten auf dem Plan.

Doch Fusionieren will gelernt sein: Mangelnde Vorbereitung, die unzureichende Integration von Prozessen und IT-Systemen sowie kulturelle Grabenkämpfe verhindern häufig die angestrebten Synergien und kommerziellen Vorteile. Nach Angaben des IMA ist über die Hälfte der Fusionen als Flop einzustufen. "Offenbar lassen sich die ursprünglichen Ziele nicht voll umsetzen", schlussfolgerte Dieter Spath, Leiter des Stuttgarter Fraunhofer IAO, auf einer hauseigenen Informationsveranstaltung zum Thema "Erfolgreiche Integration bei Mergers & Acquisitions".

Zu den größten Stolpersteinen im Zuge einer M&A-Integration zählen laut IAO-Befragung unzureichende Kommunikation (89 Prozent), schlechte Planung des Eingliederungsprozesses (84 Prozent) sowie die mangelnde Einbindung der Mitarbeiter (71 Prozent). Handlungsbedarf besteht insbesondere hinsichtlich der IT-Integration, sprich: der Transformation von Infrastruktur und Hardware, Anwendungssystemen, IT-Organisation sowie IT-unterstützten Geschäftsprozessen, und im Bereich Workplace-Management. Letzteres umfasst die Zusammenführung von Mitarbeitern, Organisationen und unterschiedlichen Unternehmenskulturen, die Integration von Büroraum- und -gebäudekomplexen sowie die Etablierung prozessoptimierender Arbeits- und Bürokonzepte.

Operation am offenen Herzen

Ziel der M&A-bedingten IT-Integration ist es, die über die Verschmelzung angestrebten Synergiepotenziale zu möglichst geringen Kosten zu realisieren. Eine besondere Herausforderung in diesem Zusammenhang besteht laut Spath darin, den reibungslosen operativen Betriebs und die Unterstützung der Geschäftsabläufe während des gesamten Integrationsprozesses sicherzustellen.