Informatiker in der Biotech-Branche

01.03.2005
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Ina Hönicke ist freie Journalistin in München.

Als Geburtsdatum für die Branche könnte der 7. April 1976 gelten. Damals gründete Herbert Boyer (einer der Wissenschaftler, denen es drei Jahre zuvor gelungen war, erstmals gezielt Erbinformationen verschiedener Organismen miteinander zu kombinieren und zu vermehren) gemeinsam mit dem Risikokapitalgeber Robert Swanson in San Francisco die Firma Genentech. Mit der Herstellung von menschlichem Insulin und Wachstumshormonen wurde Genentech zum Pionier der Biotech-Branche. Doch während die amerikanischen Unternehmen in diesem Geschäftszweig Milliarden von Dollars verdienen, hinkt die europäische Biotech-Branche hinterher. Die USA bleiben laut den Wirtschaftsprofis von Ernst & Young mit insgesamt 1466 Biotech-Unternehmen vor Kanada (417) und Deutschland (360) die mit Abstand stärkste Nation im Bereich der Biotechnologie.

Die schwierige Situation der Branche hier zu Lande führt Holger Zinke, Vorstandsvorsitzender der Brain AG und Mitglied des Vorstands der Vereinigung deutscher Biotechnologie-Unternehmen, auf zwei Faktoren zurück: Zum einen lasse der Kapitalmarkt derzeit keine Neuemissionen an den internationalen Börsen zu, zum anderen behindert seiner Meinung nach staatliche Regulierung im Bereich der Produktzulassungen die erfolgreiche Weiterentwicklung der Branche.

Studien und Branchenreports sehen den Bereich Life Science als Wachstumsmarkt, auch wenn es in Deutschland in den letzten Jahren immer wieder aufgrund staatlicher Überregulierung zu Rückschlägen kam. (Foto: Bayer AG)

Letzteres kritisiert Zinke: "Die Novellierung des Gentechnikgesetzes und erst recht die bevorstehende ist durchdrungen vom Geist von vor zehn bis 15 Jahren und hat den Umgang mit Risiko-Technologie und Gefahrenabwehr zum zentralen Inhalt." Er versteht diese Haltung nicht, da es bislang zu keinem einzigen Schadensfall gekommen sei. Sein Appell: "Wir können nur dazu aufrufen, der sich entwickelnden Industrie keine Knüppel zwischen die Beine zu werfen. Denn sie ist möglicherweise eine der ganz wenigen, die zu einem Mehr an Arbeitsplätzen am Standort führt."

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