In der Softwarebranche droht Langeweile

06.05.2002
Von 
Riem Sarsam war Redakteurin des CIO-Magazins.

Ixos: Sicher in der SAP-Nische

Ähnliches gilt laut SES für Nischenanbieter wie die Ixos Software AG. Die Münchner Softwareschmiede hat sich mit ihren Dokumenten-Management-Systemen (DMS) ebenfalls im Umfeld von SAP etabliert und dürfte von diesem Umstand, der lange Zeit als strategische Schwäche kritisiert wurde, jetzt aufgrund der aktuellen Krise zweier bis dato namhafter Wettbewerber (SER Systems und Ceyoniq) in besonderem Maße profitieren. Nicht zuletzt können die Münchner auch von ihrer Kundenbasis mit über 1700 Installationen weltweit zehren. Allein die damit verbundenen Wartungsverträge stellen eine sichere Einnahmequelle für die nächsten Jahre dar, heißt es bei SES weiter. „Ungemütlich“ für Ixos könnte es lediglich werden, wenn SAP selbst in das Geschäft mit DMS-Lösungen drängen würde.

Nicht ganz so stark hängt die IDS Scheer AG - ein weiterer laut SES „überlebensfähiger Kandidat“ - vom Wohlwollen der Walldorfer ab. Zwar vermutet Analyst Ellmann, dass SAP auch Interesse an einem der Kernthemen des Unternehmens, der Prozessoptimierung, zeigen könnte, doch mit dem Tool „Aris“ besitze das in Saarbrücken ansässige Software- und Beratungshaus „genug eigenes Potenzial“.

Trotz dieser Hoffnungsschimmer birgt diese SES-Analyse genügend Zündstoff in sich. Denn bei näherer Betrachtung wird deutlich, dass sich - sieht man einmal von der Software AG und einigen mittelständischen ERP-Anbietern ab - die „Restbestände“ einer deutschen Softwareindustrie nur im Dunstkreis der SAP werden halten können. Schlimmer noch: Was für den deutschen Softwaremarkt gelten könnte, trifft im weltweiten Szenario in ähnlicher Weise zu. Sollten sich die Ergebnisse von Anbietern wie Peoplesoft, Broadvision und i2 in den kommenden Quartalen nicht erholen, könnte es, wie einige Auguren inzwischen befürchten, bald heißen: „SAP und Microsoft gegen den Rest der Welt“. Die angekündigte Übernahme des ERP-Anbieters Navision durch die Gates-Company wäre dann möglicherweise nur der Anfang eines größeren Shakeouts.