IBM will offenen Tools-Standard setzen

28.11.2001
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Wolfgang Sommergut ist Betreiber der Online-Publikation WindowsPro.

Tools hingegen, die auf Eclipse beruhen, bieten zwangsläufig ein gewisses Maß an Integration. Das Framework stellt nämlich eine gemeinsame Struktur für alle darauf aufsetzenden Module zur Verfügung. Damit verfolgt Big Blue einen ähnlichen Ansatz wie Microsoft mit "Visual Studio .NET". Die Windows-Company sieht ebenfalls vor, dass Dritthersteller .NET-Tools als Plugins für das hauseigene Entwicklerpaket anbieten können. Beispielsweise arbeitet das kanadische Softwarehaus Activestate mit "Perl .NET" und "Python .NET" an derartigen Erweiterungen.

Der Ansatz von IBM und Microsoft trägt nicht nur den angeblichen Wünschen von Entwicklern nach einer einheitlichen Umgebung Rechnung, sondern vor allem auch einem stark konsolidierten Tools-Markt. Trotz dieser Übereinstimmung unterscheidet sich die Tools-Strategie der beiden Hersteller in wesentlichen Punkten. Microsoft lässt keinen Zweifel daran, dass es auf der eigenen Plattform nicht nur bei Anwendungen, sondern auch den Werkzeugen dominieren möchte. Entsprechend handelt es sich bei Visual Studio um eine vollständige Entwicklungsumgebung mit Unterstützung für eine Reihe von Programmiersprachen. Die Windows-Company hält sich zudem offen, ihr Entwicklerpaket beliebig zu erweitern und so gegen Anbieter von Plugins zu konkurrieren. Die IBM hingegen agiert im Tools-Markt nicht aus einer Position der Stärke. Trotz gegenteiliger Beteuerungen ist das Ende der "Visual-Age"-Familie in Sicht. Diese bietet zwar auf mehreren Plattformen Unterstützung für eine

Reihe von Programmiersprachen, IBM konnte sich damit aber nie unter den Marktführern etablieren.

Nun steht der Übergang zur neuen Java-basierten Generation der "Websphere"-Werkzeuge an. Deren Schwierigkeiten demonstriert "Visual Age for Java" besonders deutlich. Da es von IBM nicht mehr ausreichend aktualisiert wurde, benötigt es für die Programmierung von Server-seitigen Java-Anwendungen die Ergänzung durch Websphere Studio. Dieses wiederum hat in puncto visueller Entwicklung von Benutzeroberflächen noch nicht den Stand von Visual Age erreicht. Deshalb teilen sich beide Tools die Arbeit, Programierer müssen zurzeit ihren Code laufend zwischen den beiden Umgebungen hin- und herschicken. Ein Ende wird dieser Zustand in etwa einem halben Jahr finden, wenn IBM einen GUI-Designer für Websphere Studio auf den Markt bringt.

Vertrauen durch offenen Quellcode