Henning Kagermann, SAP: "On-Demand schadet dem Lizenzgeschäft nicht"

09.02.2006

KAGERMANN: Das nicht, aber sie sind ganz klar am User ausgerichtet, weil traditionell der größte Nutzen aus der Interaktion der Software mit dem User kommt. Doch das verschiebt sich: Die Anwender automatisieren ihre Prozesse, daher reden immer öfter Systeme miteinander, die Interaktion zwischen Software und User wird immer mehr zur Ausnahme. Wir müssen ein anderes Modell finden, weil wir sonst auf ein Zehntel der User-Interaktion kommen, der Nutzen der Software sich aber viel stärker aus der Maschine-Maschine-Kommunikation speist. Deshalb ist das eigentlich faire Messmodell der konsumierte Service.

CW: Aber auch das wird doch endlos kompliziert, wenn verschiedene Programme diese Services abrufen, die gar nicht dem Unternehmen gehören, dass die Software von Ihnen gekauft hat.

KAGERMANN: Deshalb gibt es für mich nur zwei denkbare Modelle. Für unsere Geschäftsprozessplattform beispielsweise: Entweder wir lassen uns die Zahl der User bezahlen, die damit arbeitet oder wir verfolgen ein transaktionsorientiertes Modell. Wir zählen die Zugriffe, und dafür wird ein Pauschalpreis bezahlt. Alles andere ist zu komplex. Es gibt schon Bereiche, in denen so abgerechnet wird. Bei unserer Industrielösung für Energieversorger rechnen wir schon seit 15 Jahren mit der Menge der vom Stromversorger abzurechnenden Zähler als Basis.

CW: Wir befinden uns also bei den Lizenzmodellen in einem Übergang?

KAGERMANN: Das ist immer richtig, denn es macht keinen Sinn statische Lizenzmodelle zu haben, aber wir wollen unsere Kunden nicht beunruhigen. Kontinuität ist wichtig, und wir werden gemeinsam mit unseren Kunden langfristig neue Metriken finden.

CW: Wie ist es um die Adaption der Service-orientierten Lösungen bestellt? Deutsche Anwender haben den Untersuchungen von Raad Consult zufolge zu über 70 Prozent noch R/3 4.6C und älter.

KAGERMANN: Ich weiß nicht, woher diese Daten kommen. Ich kenne die Fakten aus unserer Datenbank. Wir haben Anfang letzten Jahres gesagt, es gibt noch 6500 R/3-Verträge. Schließlich geht es ja um die Vertragsumstellung.

CW: Meine Frage bezog sich nicht auf die Vertragsumstellung, sondern die tatsächliche Nutzung der neuen Produkte.