Gute Perspektiven für Linux auf Servern

14.11.2001
Von 
Ludger Schmitz war freiberuflicher IT-Journalist in Kelheim. Er ist spezialisiert auf Open Source und neue Open-Initiativen.

Dirk Hohndel, einst Technikchef von Suse und heute als Intel-Angestellter Mitglied im Direktorium der Free Standards Group, ist ähnlicher Auffassung: "Der Desktop ist nicht der Höhepunkt der Linux-Entwicklung. Die Zukunft von Linux liegt auf dem Server und in den Rechenzentren." Dafür seien allerdings weitere Fortschritte in der Linux-Standardisierung vonnöten. Die gebe Softwarehäuser und Anwender Sicherheit für große Investitionen.

Obwohl die Standardisierung von Linux noch in den Anfängen steckt, sind viele Anwender offenkundig schon jetzt bereit, das quelloffene System über Web-orientierte Verwendungszwecke hinaus auf Servern zu nutzen. "Die angebotenen Lösungen entsprechen immer mehr den professionellen Ansprüchen", beobachtete Hans Bayer, Deutschland-Chef der Linux- und SCO-Unix-Company Caldera. "Noch richten sich viele Angebote auf die klassische Linux-Domäne bei Web-Servern, zunehmend geht es aber um die Integration der bestehenden Unternehmens-IT in E-Business-Konzepte und die notwendigen Infrastrukturen."

Nachfrage von Highend-Anwendern

Das Interesse an Linux für große Server und insbesondere Rack-Cluster sei enorm, berichtet FSC-Manager Draeger. Die Standbesucher fragten vor allem nach guten Administrationskonzepten für komplexe Umgebungen, nach der Stabilität und Verfügbarkeit Linux-basierter Systeme. Sicherheit der Systeme sei ein großes Thema - was man vor Ort bestätigt finden konnte: Um das kleinste Linux-Gerät am FSC-Stand, eine "ID-Mouse", die berechtigte Benutzer anhand ihres Fingerabdrucks auf einem kleinen Scanner identifiziert, sammelten sich viele Besucher.

Linux-World 2002 - Daten und Fakten: 13300 Besucher, rund 20 Prozent mehr als im letzten Jahr, zählte der Veranstalter der Linux-World 2002. Das angesichts der vielen negativen Schlagzeilen um Linux-Firmen in letzter Zeit überraschende Ergebnis dürfte allerdings darauf zurückzuführen sein, dass viele Besucher der parallelen European Banking Technology Fair (EBTF) die kostenlose Gelegenheit nutzten, sich auf der Linux-World umzuschauen. Mehr als 2000 Gäste wurden bei den "Keynote"-Vorträgen registriert, obwohl die bekannten Größen der Open-Source-Szene nach den Terroranschlägen vom 11. September kurzfristig ihre Teilnahme abgesagt hatten.

Das erfreute natürlich die rund 100 Linux-World-Aussteller, etwa so viel wie im letzten Jahr. Nach Veranstalterangaben betrug der Fachbesucheranteil 92 Prozent, davon kamen 28 Prozent aus Unternehmen mit mehr als 1000 Angestellten. Viele Anbieter berichten, neben IT-Profis aus Unternehmen seien auffällig viele Manager mittlerer und auch hoher Ebene gekommen. Nur am letzten Messetag war ein größerer Anteil studentischer Besucher zu erleben.