GSE diskutiert Linux am Desktop

16.04.2003
Von Bernd Kretschmer
MÜNCHEN (COMPUTERWOCHE) - Das Thema Linux auf dem Desktop wird innerhalb der Guide Share Europe, der europäischen IBM-User-Group (GSE ), kontrovers diskutiert. So auch auf der ersten gemeinsamen Frühjahrstagung der Arbeitsgruppen VM/VSE und Linux in Hannover Anfang April.

Ximian-Vertreter Nat Frieman auf der GSE-Tagung.   Foto: Bernd Kretschmer

Auf der Tagung erläuterte Holger Lehmann, IBM-Experte im Bereich Software Solutions Architectures, welche Server-, Web- und Portal-gestützten Ansätze sein Haus für plattformunabhängige Client-Strategien verfolgt und welche Business-Szenarien dazu passen sollten. Dazu klassifizierte er Benutzer in die Kategorien Kioske, Point of Sales (PoS), technische und Transaktions-Workstations, Basic Office, Advanced Office sowie Windows-Workstations. Für Benutzergruppen außer den Advanced-Office- und Windows-Workstations-Anwendern könnte das Portal zum Desktop und bislang fette Client-Anwendungen als Lightweight-Komponenten in den Portal-Server wandern.

Von den unterschiedlichen Anforderungen verschiedener Benutzergruppen ging auch Nat Friedman vom Open-Source-Anbieter Ximian aus. Dabei zog er Parallelen zum Server-Bereich, wo Linux in einzelnen Edge-Servern etwa für File, Print, Proxy und Web gestartet, schnell in den Applikationsbereich vorgerückt und jetzt bereits in Rechenzentren erfolgreich sei. Vergleichbar sei damit der Einsatz von Linux-Desktops zuerst in Randbereichen wie technischen Workstations, Systemadministration und Entwicklung als eine Gruppe, dann am Point of Sales, in der Lagerverwaltung sowie im Zusammenhang mit Business-Appliances als zweite Anwendergruppe und schließlich für allgemeine Knowledge Worker.

Linux sei noch nicht wirklich für den Consumer-Desktop und für den Einsatz auf allen Unternehmens-Frontends optimiert. Anwender sollten es zuerst in den ersten beiden Zielsegmenten nutzen, wo sie mit Linux-Desktops zum Beispiel ihre Software-, Support- und Sicherheitsfolgekosten um 80 Prozent senken könnten. Für die restlichen PC-User, die aufeinander abgestimmte Microsoft-Umgebungen gewöhnt sind, seien Linux-Desktops noch nicht „rund“ genug. Die einzelnen Bedienelemente der Desktops und der verschiedenen Anwendungen seien noch zu uneinheitlich. Diese vergleichsweise große Wahlfreiheit irritiere normale Anwender eher, als dass sie ihnen nütze.