Grau ist alle Konsolidierungstheorie

12.06.2003
Von Katharina Friedmann

Im Prinzip unterscheidet sich das, was bei Konsolidierungsvorhaben für die IT an Aufgaben anstehe, nach Ansicht des CIO nur marginal von der gängigen Projektarbeit. Diese Meinung teilt Dieter Geile, CIO der Sartorius AG mit Sitz in Göttingen. So erachtet der konzernweit verantwortliche IT-Chef des international agierenden Biotechnologie-Zulieferers und Mechtronik-Herstellers zwar die Qualität des Projekt-Managements als einen kritischen Faktor für den Erfolg auch von Konsolidierungsmaßnahmen: „Dazu gehört zunächst einmal ein sauberer Auftrag, hinter dem jemand aus dem Vorstand stehen muss“, erläutert Geile. Wichtig sei auch die klare Einbindung der betroffenen Fachbereiche, und die geplanten Zwischenziele müssten konsequent verfolgt werden. Das gelte für jedes Projekt.

Systemstandardisierung

Die Sartorius AG hat 1998 und 1999 im Zuge eines Vorstandswechsels sowie einer Umstellung der betriebswirtschaftlichen Standardsoftware von SAP R/2 auf R/3 ihre gesamte IT neu aufgestellt. „Wir haben nach dem damals gültigen Motto ,IT follows Business‘ aus der Business- die IT-Strategie abgeleitet und seitdem in der Umsetzung konsequent die definierten Ziele verfolgt“, so Geile. Aus der IT-Strategie wiederum wurden die Konzernspielregeln für die IT abgeleitet und daraus der IT-Bebauungsplan, die Standards sowie ein Leistungskatalog entwickelt.

Kernthema im Zuge der Neuausrichtung bei dem international agierenden Konzern, der bis dahin an jedem Standort ein eigenes IT-System betrieben hatte, war die Systemstandardisierung. Zugunsten einer höheren Transparenz galt es, die Vielfalt zu reduzieren und die Systemlandschaft zu vereinfachen. „Hierzu haben wir eine Standardpyramide erzeugt, die praktisch durch alle Schichten der IT geht - von der Vernetzung bis in die Spitze zur Software“, schildert der IT-Chef das Vorgehen. Um R/3 Schritt für Schritt einzuführen, die individuellen Softwarepakete an den einzelnen Standorten ablösen und die Prozesse verbessern zu können, wurden die internationalen Tochtergesellschaften im Rahmen eines Vorprojekts weltweit angebunden. „Heute werden alle unsere SAP-Anwender, auch die in China und Japan, auf einem zentralen Rechenzentrum in Göttingen gefahren“, beschreibt Geile.

Einen für Konsolidierungsprojekte spezifischen Stolperstein haben alle Unternehmen ausgemacht: Da sowohl Standardisierung als auch Rationalisierung stets Umstellungen mit sich bringen, spielt das Thema Change-Management und damit der Faktor Mensch eine entscheidende Rolle. „Menschen haben am Anfang das Gefühl, ihnen wird etwas weggenommen“, beschreibt Ina-CIO Gießer die Ängste der Mitarbeiter um ihren Job, die vertraute Arbeitsumgebung oder den Wert ihres Know-hows. Wer die Betroffenen nicht frühzeitig in das Projektgeschehen einbindet und die offene Kommunikation über die neuen Gegebenheiten scheut, riskiert große Widerstände, sind sich die Konsolidierungsexeperten einig. Es gehe darum, die IT-Kollegen aufzufangen und aufzubauen, so dass sie nicht blockieren, sondern die Veränderungen mittragen.

Konsolidieren heißt nicht immer Geld sparen