Glänzende Geschäfte mit der Unsicherheit

27.11.2002
Von 
Alexander Freimark wechselte 2009 von der Redaktion der Computerwoche in die Freiberuflichkeit. Er schreibt für Medien und Unternehmen, sein Auftragsschwerpunkt liegt im Corporate Publishing. Dabei stehen technologische Innovationen im Fokus, aber auch der Wandel von Organisationen, Märkten und Menschen.

Laut Gartner wurden 2001 durchschnittlich 3,1 Prozent der DV-Budgets für Security ausgegeben, nun soll der Anteil auf 4,3 Prozent wachsen, um im kommenden Jahr die Fünf-Prozent-Schwelle zu überschreiten. Auch die absoluten Zahlen klingen vielversprechend: Das weltweite Marktvolumen von sechs Milliarden Dollar im vergangenen Jahr steigt bis 2006 auf 14,6 Milliarden Dollar, prognostiziert IDC. Verglichen mit dem vergangenen Jahrzehnt, fällt das Wachstum zwar geringer aus; gemessen an der aktuellen Verfassung der gesamten Softwareindustrie kann man jedoch getrost von einem Lichtblick sprechen.

Die Basis für den Erfolg bildet das einträgliche Geschäft mit Virenkillern: „Dabei sind Antiviren-Lizenzen in den IT-Abteilungen ähnlich populär wie Schutzgelder in der Gastronomie“, spotten Security-Experten. Anbietern wie McAfee.com, einem Teil der Network-Associates-Familie, und Symantec geht es glänzend: „Unsere Antiviren-Tools laufen ziemlich gut“, sagt John Schwarz, Chief Operating Officer (COO) von Symantec. Eine glatte Untertreibung: Im letzten Berichtszeitraum steigerte die Company ihren Umsatz um 34 Prozent auf 325 Millionen Dollar bei über 50 Millionen Dollar Nettogewinn.

Doch dabei soll es nicht bleiben. Die Security-Konzerne wollen zusätzliches Geschäft an sich ziehen, und das wird bei den Unternehmenskunden gesucht: „Wir bewegen uns den Markt hoch“, beschreibt COO Schwarz die Symantec-Strategie. Große Unternehmen, so die einfache Rechnung, schließen eben auch große Verträge ab. Laut Schwarz sind momentan Komplettlösungen gefragt, die sich einfach verwalten lassen: „Die Kunden rufen nach integrierten Produkten.“

Im Wettlauf mit den Spezialisten halten sich die großen Anbieter über ihr breites Portfolio hinaus zugute, dass sie Kraft ihrer finanziellen Reserven eine langfristige Supportsicherheit garantieren könnten. Ihr Argument lautet, Konzerne würden in der Krise keine Lösungen von einem Unternehmen kaufen, das vielleicht in drei Monaten von der Bildfläche verschwunden ist. Dass einige kleinere Lieferanten auch in der aktuellen Boom-Phase finanzielle Probleme haben, dürfte den Security-Riesen in ihrer Argumentation entgegenkommen.

Webwasher-Chef Joepen sieht das natürlich anders und führt Zahlen an: „Anfang des Jahres hatten wir keinen Kunden aus der Liste der 500 größten US-amerikanischen Unternehmen, nun sind es bereits 15.“ Mit einem angepeilten Jahresumsatz von knapp acht Millionen Euro bei schwarzen Zahlen ist die Siemens-Ausgründung kein großer Fisch, verglichen mit Schwergewichten wie Network Associates, Symantec oder Cisco. Der Netzkonzern hat Mitte November gleich ein Dutzend neue Sicherheitsprodukte vorgestellt.

Ebenfalls im Markt tummeln sich Riesen wie IBM und Computer Associates. Gut im Geschäft ist auch Checkpoint: Zwar sinken die Umsätze seit einem Jahr, die Nettomarge von rund 60 Prozent hat jedoch die Bargeldbestände inzwischen auf mehr als 1,2 Milliarden Dollar anschwellen lassen. Was mit dem Geld passieren soll, ist noch unklar. Symantec hingegen hat im Juli vier Spezialanbieter (Mountain Wave, Security Focus, Riptech, Recourse Technologies) für rund 450 Millionen Dollar übernommen. Die Konsolidierung laufe, sagen Experten. So groß sei der Markt schließlich auch nicht, dass es für alle reicht.