Enterprise Mobility Management

Gartner Magic Quadrant EMM 2015 - The Good, the Bad and the Ugly

19.06.2015
Von 


Manfred Bremmer beschäftigt sich mit (fast) allem, was in die Bereiche Mobile Computing und Communications hineinfällt. Bevorzugt nimmt er dabei mobile Lösungen, Betriebssysteme, Apps und Endgeräte unter die Lupe und überprüft sie auf ihre Business-Tauglichkeit. Bremmer interessiert sich für Gadgets aller Art und testet diese auch.
Gartners Magic-Quadrant-Berichte nutzen viele IT-Entscheider zur Vorauswahl beim Einkauf neuer Produkte. Zur neuen Marktübersicht im Bereich Enterprise Mobility Management (Gartner Magic Quadrant EMM 2015) gibt es jedoch auch kritische Stimmen: Sie greife zu kurz, unter anderem weil neue Entwicklungen in dem schnelllebigen Markt nicht berücksichtigt würden.
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Viel hat sich in Gartners frisch vorgestellten "Magic Quadrant for Enterprise Mobility Management Suites" (Studie per Registrierung bei vielen EMM-Playern erhältlich) auf den ersten Blick gegenüber dem Vorjahr nicht getan: Auch 2015 sieht Gartner die fünf Player Airwatch (by VMware), MobileIron, Citrix, IBM und Good Technology als "Leaders" im EMM-Bereich.

Im Vergleich zum Vorjahr gab es dabei nur marginale Veränderungen bei der Positionierung im Leaders-Quadranten. So bewertete Gartner Airwatch bei der Fähigkeit, Ideen in Lösungen umzusetzen (Ability to Execute), nun deutlich besser als die Konkurrenz. Gleichzeitig rückte die VMware-Tochter in punkto Vision (Completeness of Vision) näher an MobileIron und Citrix heran, während Good Technology im unteren Bereich des Leaders-Quadranten rechts an IBM vorbei zog.

Der Gartner Magic Quadrant EMM 2015 bringt auf den ersten Blick wenig Veränderungen
Der Gartner Magic Quadrant EMM 2015 bringt auf den ersten Blick wenig Veränderungen
Foto: Gartner

Während sich Airwatch, Good Technology und MobileIron 2015t bereits das fünfte Jahr in Folge im Leaders-Quadranten platzierten, gab es noch weitere, weniger ruhmreiche Jubiläen: SAP, einst mit Afaria ein klarer Leader im MDM-Bereich, findet sich nach 2014 erneut als einziger EMM-Player im Challenger-Bereich wieder. Blackberry, Landesk und Globo platzierte Gartner erneut links unten als "Niche Player", Soti und Sophos wurden wie 2014 als Visionäre bewertet.

Gartner sieht Microsoft als EMM-Visionär

Die größte (mehr oder weniger) Überraschung ist wohl, dass Microsoft nun den Einzug in Gartners EMM-Marktübersicht schaffte und dabei gleich in den "Visionaries"-Quadranten. Der Softwareriese war erst vor einem Jahr mit seinem EMM-Produkt Enterprise Mobility Suite (EMS), bestehend aus Intune, Azure Active Directory Premium und dem Azure Rights Management, an den Start gegangen.

Dabei unterstützt Intune laut Gartner zwar nur Kernfunktionalitäten für MDM und MAM, die Stärke des Tools sei jedoch die Unterstützung von Office 365 und die Integration des System Center Configuration Manager (ConfigMgr). Außerdem entwickelte Microsoft erst kürzlich eine vielversprechende Secure-PIM-Funktionalität, basierend auf der mobilen Outlook-App für iOS und Android.

Ausscheider gab es auch - die Anbieter Symantec, Tangoe und Absolute Software fielen aus der Sammlung, weil sie nicht mehr Aufnahmekriterien wie Umsatz (Symantec) oder den Fokus auf EMM-Features wie MAM oder MCM (Tangoe und Absolute Software) erfüllten.

Während sich - wenig überraschend - die fünf Leaders Airwatch (by VMware), MobileIron, Citrix, IBM und Good Technology sowie Microsoft als Visionär über ihre Einstufung freuten, gab es auch negative Stimmen. So etwa vom Mobility-Urgestein Blackberry, das sich ungerecht eingestuft sieht.

Marktübersicht schon vor Veröffentlichung veraltet?

Der EMM MQ sei bereits vor Veröffentlichung veraltet gewesen, weil er auf Informationen basiere, die Gartner Anfang 2015 gesammelt habe, beklagt sich Blackberry-COO Marty Beard im offiziellen Firmen-Blog. So ignoriere der jüngst veröffentlichte Bericht etwa zwei wichtige Entwicklungen bei Blackberry in den vergangenen drei Monaten: Das Release der leistungsfähigen, kostengünstigen und leicht verwaltbaren BES12 Cloud sowie die hochgelobte Übernahme des Mobile-Content-Management-Providers WatchDox. Außerdem habe Gartner nicht die erweiterte Android-Unterstützung von BES12 mit Samsung Knox und Android for Work berücksichtigt.

Generell, so Beard, könnten die Kriterien des MQ EMM nicht mehr mit den Erweiterungen, die Anbieter wie Blackberry vornehmen, mithalten. So klammere sich die Studie an MDM-Features, die bereits seit langem Allgemeingut seien und berücksichtige nicht hochmoderne Dienste, die aktuelle und künftige EMM-Bedürfnisse adressieren.

Dazu zählen dem Blackberry-Mann zufolge Secure Voice, Secure Mobile Messaging, Mobile Collaboration und getrennte Rechnungen -alles Funktionen, die seine Company im vergangenen Jahr durch die Bereitstellung oder Übernahme entsprechender Services angegangen habe, etwa Secusmart, BBM Protected oder WorkLife.

Blackberry respektiere die Arbeit, die Gartner im Laufe der Jahre mit dem EMM Magic Quadrant geleistet habe, so Beards Fazit: Seine engstirnige, veraltete Methodik passe jedoch kaum zu einem dynamischen, sich schnell entwickelnden Anbieter wie Blackberry, der schnell neue Produkte und Dienstleistungen einführt, um Unternehmen dabei zu helfen, einen Produktivitätsvorteil gegenüber Konkurrenten erlangen und ihr Business zukunftssicher für die nächsten Jahre zu machen.

Noch deutlicher wird TK-Analyst Rob Enderle: Er begründet die veraltete Bewertung von Blackberry damit, dass Gartner zwar jede Menge Technologiethemen abdecke, diese aber selbst nicht einsetze. Aus diesem Grund dauere es bei Gartner Monate, einen Research Report zu verfassen und zu prüfen, nachdem die Ergebnisse bereits in Tabellenform vorliegen. Wenn Gartner die Herausforderung nicht annehme und von den Praktiken aus den 90er Jahren zu den aktuellen Technologien und Echtzeit-Möglichkeiten wechsle, würden bis zum Ende der Dekade verschwunden sein, so der ehemalige Meta-Analyst.