Beratergeschichten

Einmal Bielefeld - Johannesburg und zurück

05.06.2010

"Sie haben das Land innerhalb von zehn Tagen zu verlassen!"

Ihr erstes Projekt führt sie nach Johannesburg. Dort rät man ihr, keinen Schmuck zu tragen. Zu hoch sei das Risiko, ausgeraubt zu werden. Überfallen wird Schaper nicht, dafür bekommt sie es mit den Behörden zu tun. Die verweigern ihr die notwendige Arbeitsgenehmigung. Innerhalb von zehn Tagen habe sie das Land zu verlassen, so die unmissverständliche Aufforderung. Sie geht zu ihrem Vorgesetzten. Drei Tage später hat sie die Papiere. "Da floss Schmiergeld", sagt die Globetrotterin.

Mit ihrem "mitteleuropäischen Perfektionismus" stieß IT-Beraterin Elke Schaper in Südafrika schnell an ihre Grenzen.
Mit ihrem "mitteleuropäischen Perfektionismus" stieß IT-Beraterin Elke Schaper in Südafrika schnell an ihre Grenzen.
Foto: Itelligence, E. Schaper

Ungewohnt für Schaper ist die dortige Arbeitsweise. Bei einem Großprojekt, einer SAP-R/3-Einführung bei der staatlichen Post, stößt sie mit ihrem "mitteleuropäischen Perfektionismus" an Grenzen: Es geht ihr zu langsam voran, die Sorge, die vorgegebenen Deadlines nicht einhalten zu können, treibt sie um. Ihre Teamkollegen verstehen nicht die Unruhe der Deutschen, für sie alles business as usual. Nach dem Machtwechsel tritt eine Quotenregelung in Kraft. Danach sind von zehn Positionen sechs mit Schwarzen, drei mit Farbigen und eine mit Weißen zu besetzen. Eine verständliche Richtlinie angesichts der Historie des Landes. Doch in der Praxis nicht immer umzusetzen; vor allem dann nicht, wenn es an der nötigen Qualifikation mangelt. Nur langsam entsteht unter der schwarzen Bevölkerung eine gebildete Mittelschicht, die über die entsprechenden Voraussetzungen verfügt.