Software-Audits gehen ins Geld

Ein Drittel der IT-Ausgaben verpufft

19.06.2023
Von 
Martin Bayer ist Chefredakteur von COMPUTERWOCHE, CIO und CSO. Spezialgebiet Business-Software: Business Intelligence, Big Data, CRM, ECM und ERP.

ITAM-Teams strecken ihre Fühler immer weiter aus

Nach Einschätzung der Flexera-Verantwortlichen ist Kostenkontrolle nur eine von mehreren Aufgaben auf der wachsenden To-do-Liste der ITAM-Verantwortlichen. Sowohl das IT-Service-Management (ITSM) als auch die IT-Sicherheits- und ESG-Teams (ESG = Environmental, Social und Governance) nutzten mittlerweile das ITAM, um ihre Prozesse zu optimieren. Gleiches gilt für das Cloud-Kosten-Management: Bereits ein Viertel der ITAM-Experten arbeiten mit den FinOps-Teams zusammen.

Laut Flexera etabliert sich zudem mit ITAD (IT-Asset Disposition) eine neue Disziplin innerhalb des ITAM. Dabei gehe es um die sichere und umweltverträgliche Entsorgung ungenutzter technologischer Ressourcen. Rund drei Viertel der Befragten (72 Prozent) recyceln inzwischen ihre ausgemusterten Hardware-Assets. Weitere 62 Prozent versuchen aktiv, den Lebenszyklus von IT-Geräten zu verlängern.

Den Erfolg von ITAM-Maßnahmen messen die Unternehmen vor allem an den erzielten Kosteneinsparungen. Dafür setzen die Teams auf unterschiedliche Maßnahmen: Als besonders erfolgreich gelten dabei die Wiederverwendung von On-Premise-Lizenzen (87 Prozent), die Reduzierung operativer Kosten durch das Entfernen unnötiger IT-Assets (85 Prozent) sowie die Neuverhandlung mit Softwareanbietern (85 Prozent).

Softwareanbieter forcieren ihre Audits

Zu den häufigsten und zeitaufwändigsten Aufgaben von ITAM-Teams zählt nach wie vor das Lizenzmanagement von On-Premise-Anwendungen (70 Prozent), so die Flexera-Umfrage. Auf Platz zwei folgt die Bearbeitung von Audit-Anfragen einschließlich Vorbereitung, Prüfung und Durchführung (66 Prozent) der Kontrollen durch die Softwareanbieter. Diese können durchaus teuer werden. Mehr als jedes zehnte der befragten Unternehmen hat in den vergangenen drei Jahren über fünf Millionen Dollar für Audits aufwenden müssen. Hier hätten alle Initiativen rund um Kosteneinsparungen bislang nur wenig Erfolg gezeigt, so die Bilanz der Flexera-Verantwortlichen.

Microsoft schaut seinen Kunden am häufigsten auf die Software-Finger.
Microsoft schaut seinen Kunden am häufigsten auf die Software-Finger.
Foto: Flexera

Das Problem könnte sich weiter verschärfen. Die Befragten berichten von verstärkten Audit-Aktivitäten der Softwarehersteller. Zu den aktivsten Kontrolleuren zählt Microsoft: 53 Prozent der Befragten berichteten, sie seien in den vergangenen drei Jahren von dem US-Anbieter auditiert worden. 2021 lag dieser Anteil noch bei 46 Prozent. Zu den aktivsten Auditoren gehören darüber hinaus IBM (37 Prozent), Oracle (28 Prozent), Adobe (25 Prozent) und SAP (23 Prozent). Auffallend dabei: Es gibt deutliche geografische Unterschiede. IBMs Auditoren waren viel häufiger bei europäischen Kunden zu Besuch (49 Prozent) als im weltweiten Durchschnitt (37 Prozent).

Audits können für die Anwender teuer werden.
Audits können für die Anwender teuer werden.
Foto: Flexera