Düsseldorf

Düsseldorf: Die Stadt der Schreibtische

09.10.2001
Von Gabriele Müller

Vor allem Programmierer mit Kenntnissen in Java und C++, Datenbankadministratoren und Netzspezialisten sind gefragt. Die konnten und können die örtlichen Arbeitsmarktwächter nicht immer vermitteln - trotz mehrerer Hundert arbeitslos gemeldeter Bewerber. Qualifikation und Nachfrage in diesem engen Arbeitsmarkt passen nicht immer zusammen.

Sei es, dass die Kenntnisse nicht mehr auf dem neuesten Stand sind, etwa bei Zuwanderern aus Osteuropa, sei es, dass die Sprachkenntnisse fehlen. Solche sind gerade angesichts des hohen Anteils ausländischer Unternehmen am Rhein von besonderer Bedeutung. Nicht umsonst gilt Düsseldorf als die wichtigste Schaltzentrale Japans auf dem europäischen Kontinent.

Rund 5000 Niederlassungen oder Töchter internationaler Firmen gibt es in der Stadt. Die meisten davon kommen zwar aus den nahen Niederlanden, aber auf den Plätzen rangieren schon amerikanische, japanische, britische und andere asiatische Unternehmen. Das hat eine lange Tradition: Bereits 1955 wurde die erste Niederlassung von Mitsubishi ins Düsseldorfer Handelsregister eingetragen. Heute prägen Namen wie Epson, NEC Electronics, Oki, Kyocera oder Toshiba ebenso selbstverständlich das Stadtbild wie eine Fülle japanischer Banken, Hotels, Restaurants und Geschäfte. Alle diese Firmen erwirtschaften zusammen in der Region nicht nur einen jährlichen Umsatz von rund 20 Milliarden Mark, sie beschäftigen auch rund 30 000 Mitarbeiter. Wer in einem internationalen Großunternehmen Karriere machen will, muss hohen Ansprüchen genügen. Dazu gehören gute Kenntnisse in einer, besser in zwei anderen Sprachen und die Bereitschaft zur Mobilität. Denn der

Wechsel zwischen der europäischen Tochter und dem Stammhaus in Taiwan oder den USA ist nichts Ungewöhnliches.

Um dem gerecht zu werden, setzt auch das Arbeitsamt sowohl auf nationale wie auf internationale Vermittlungskanäle, Green Card oder IT-Jobbörsen. Zudem opfern die Vermittler einen großen Teil des Jahresetats für Qualifizierungsmaßnahmen, um den nach wie vor anhaltenden Fachkräftebedarf zu decken. Ein Schwerpunkt: die Akademikerfortbildung, hier vor allem in den Bereichen Datenbankadministration, System und Applikationsentwicklung sowie E-Commerce. “Alle, die zu qualifizieren sind, qualifizieren wir auch”, zieht Demler ein Fazit. “Aber nur nach gründlicher Überprüfung der Eignung. Denn die Anforderungen im späteren Job sind hoch und verlangen eine ständige Anpassung der Kenntnisse.”

Während die Arbeitsmarktexpertin für die IT- und TK-Spezialisten auch in Zukunft am Rhein noch gute Beschäftigungschancen sieht, scheint es für die Multimedia-Szene schlechter auszusehen. Gerade hat der E-Business-Dienstleister Adcore seine Belegschaft in Düsseldorf und Neuss drastisch reduziert, und nach den spektakulären Abstürzen einiger ehemaliger Börsenstars kommt weitere Unruhe auf.