Die Weichen für einen Aufschwung sind gestellt

20.01.2003
Von 
Riem Sarsam war Redakteurin des CIO-Magazins.

Bereits zum dritten Mal hat Heiler das Konzept seines Unternehmens auf den Kopf gestellt. „Wir haben jetzt das für unsere Größe perfekte Segment gefunden“, freut er sich. Sämtliche Aktivitäten seiner Firma konzentrieren sich nun auf das Katalog-Management. Das Geschäftsfeld sei jung, gleichwohl sehr wichtig innerhalb des E-Business und überschaubar. Ursprünglich war Heiler als Systemhaus gestartet, dessen Kernkompetenz in der Erstellung von Individualsoftware für Banken, Versicherungen und große Industrieunternehmen lag. Zum Börsengang im November 2000 hatte sich das Unternehmen B-to-B-Marktplätze und Portale auf die Fahnen geschrieben. Mit dem Ergebnis, dass noch im Jahr 2001, so Heiler, die Einnahmen von rund sechs Millionen Mark vor allem aus Geschäften mit Vertretern der New Economy stammten. In diesem Jahr, kann er stolz berichten, komme der gesamte Umsatz von Kunden aus der Old Economy. Gleichzeitig wurden die

Marketing-Ausgaben gekürzt und der Vertrieb verstärkt.

Inosoft-Chef Winzer steht dagegen für ein konstantes Geschäftsmodell, das sich auch in Krisenzeiten bewähren konnte. In Marburg sind es eher die weichen Faktoren, die ihren Teil zum Überstehen schwieriger Zeiten beitrugen. Inosoft arbeitet seit der Gründung vor zehn Jahren profitabel und konnte auch im Jahr 2002 einen Umsatzanstieg verzeichnen. Wichtig war sicher, dass Inosoft sich nie von seiner Kernkompetenz, dem Beratungsgeschäft, hat ablenken lassen. Die zwei Softwareprodukte „Garibaldi“ und „Prometheus“, die in dem Unternehmen entwickelt wurden, entstanden nicht auf der grünen Wiese, sondern direkt aus der Consulting-Tätigkeit heraus. „Durch unsere Projekte entsteht ein Problembewusstsein darüber, wo es beim Kunden hängt“, erzählt Winzer. Dies gibt den Anstoß, eigene Produkte zu entwickeln.

Im Gegensatz zu vielen Wettbewerbern waren die Marburger, die 2002 mit einem Zertifikat der Hertiestiftung als familienfreundliches Unternehmen ausgezeichnet wurden, auch im vergangenen Jahr ständig auf der Suche nach Mitarbeitern. Für eine sorgfältige Überprüfung der Bewerber nehmen sie sich viel Zeit. Winzer hält die Atmosphäre im Unternehmen für einen weiteren wichtigen Grund dauerhaften Erfolges - auch wenn sich so etwas nur schwer messen lässt. Immerhin, Inosoft kann eine jährliche Fluktuation von nur rund zwei Prozent aufweisen, eine für ein Beratungsunternehmen extrem niedrige Quote (bei den großen Beratungsgesellschaften liegt der Wert bei mehr als 20 Prozent). Zufriedene Mitarbeiter nützen auch dem Kunden, ist man in Marburg überzeugt. Und das nicht nur, wenn man geschäftlich miteinander zu tun hat. „Auch wenn keine Projekte laufen und sich der Kontakt nicht unbedingt in Umsatzzahlen niederschlägt, kümmern

wir uns um unsere Klienten“, erzählt Winzer.