Digitalisierung

Die Public Cloud stützt die digitale Transformation

08.07.2016
Von 


René Büst ist Research Director in Gartners Managed Business and Technology Services Team mit Hauptfokus auf Infrastructure Services & Digital Operations. Er analysiert Entwicklungen im Bereich Cloud Computing (Anbieter von Managed Cloud-Services und Public Cloud sowie Cloud-Strategien wie IaaS, PaaS und Multicloud), digitale Infrastrukturen und Managed Services sowie den Einfluss der digitalen Transformation auf die IT. Seit Mitte der 90er Jahre konzentriert sich Herr Büst auf den strategischen Einsatz der IT in Unternehmen und setzt sich mit deren Einfluss auf unsere Gesellschaft sowie disruptiven Technologien auseinander.

CIO-Tipps für die Public Cloud

Trotz ihrer vielversprechenden Möglichkeiten sind die meisten Public-Cloud-Infrastrukturen komplex. Das gilt sowohl für den Aufbau und den Betrieb als auch für die Administration der virtuellen Infrastruktur und beeinflusst die Entwicklung und Wartung von Web-Applikationen und Backend-Services gleichermaßen. Die Komplexität versteckt sich dabei in der Architektur der Applikation. Es liegt im Verantwortungsbereich des Kunden, dass eine Applikation selbst dafür sorgt, dass die Cloud-Infrastruktur bei Bedarf skaliert wird. Im Kontext ihrer Public Cloud-Strategie sollten CIOs daher insbesondere folgende Themen berücksichtigen:

  • "Low Hanging Fruits": Starten Sie mit naheliegenden Anwendungsszenarien. Test- und Entwicklungsumgebungen sind dafür die idealen Kandidaten. Sie eignen sich hervorragend zum Ausprobieren und Verstehen der jeweiligen Public Cloud-Infrastruktur und führen schnell zu sichtbaren Erfolgen. Anschließend können Schritt für Schritt weitere Applikationen und Services migriert werden.

  • Kapazitätsplanung und globale Skalierbarkeit: Vor dem Einsatz einer Public Cloud-Infrastruktur stellt sich die grundlegende Frage, wie und für welchen Zweck die Umgebung eingesetzt werden soll. In diesem Zusammenhang spielt die Kapazitätsplanung eine entscheidende Rolle. CIOs und Infrastrukturmanager werden den Großteil ihrer Applikationen und Workloads kennen und können dadurch gut einschätzen, wie skalierbar die Infrastruktur hinsichtlich Performance und Verfügbarkeit, sein muss. Sie müssen Skalierbarkeit jedoch auch aus einem globalen Blickwinkel betrachten. Konzentriert sich das Unternehmen vorwiegend auf einen spezifischen Markt, reicht ein lokaler Anbieter mit einem Rechenzentrum in diesem Markt aus, um die Kunden zu bedienen. Soll mittelfristig in andere Märkte expandiert werden, müssen die Vorrausetzungen geprüft werden, ob ein Anbieter mit seinen bestehenden Rechenzentren diese Märkte in Bezug auf technische Herausforderungen und rechtliche Rahmenbedingungen bedienen kann.

  • Developer Skills: Public Cloud-Infrastrukturen werden überwiegend anhand von APIs gesteuert und programmatisch aufgebaut und gesteuert. Für die bestehende IT-Mannschaft, insbesondere die Administratoren, bedeutet dies, Programmierkenntnisse aufzubauen oder weiterzuentwickeln. Zwar lassen sich Public Cloud-Infrastrukturen mittlerweile auch bequem über WYSIWYG-Editoren (What you see is what you get) administrieren. Für einen hohen Automatisierungsgrad haben jedoch Skript- und Programmiersprachen eine hohe Verbreitung gefunden, anhand derer sich der Programmcode in Applikationen integrieren lässt, um darüber die Infrastruktur direkt zu steuern und die spezifischen Eigenschaften der Applikation zu berücksichtigen.

  • DevOps: Eine der grundlegenden Fähigkeiten eines erfolgreichen Unternehmens der digitalen Ökonomie ist die schnelle Adaption neuer Technologien und Features. Nur wenn ein Unternehmen in der Lage ist, Anwendungen in kurzer Zeit um neue Funktionen und Services zu erweitern (Continuous Delivery), wird es langfristig wettbewerbsfähig bleiben. Public Cloud-Infrastrukturen bieten hierfür die idealen technischen Voraussetzungen. Mit dem DevOps-Ansatz verzahnen CIOs die früher strikt getrennten Bereiche "Development" und "Operations" und schaffen damit die Grundlage für die notwendige Geschwindigkeit auf organisatorischer Ebene. Automation-Tools wie Puppet, Chef, Ansible oder Salt helfen bei der technischen Umsetzung.

Zur Unterstützung ihrer Planungs- und Strukturierungsaktivitäten auf Infrastrukturebene empfiehlt Crisp Research IT-Entscheidungsträgern zudem, eine "Digital Infrastructure Platform (DIP)" zu entwickeln. Diese repräsentiert den technischen Bauplan einer individuellen Digitalisierungsstrategie für den Aufbau und das Design ihres "Digital Enterprise". Auf Infrastrukturebene behalten sie damit den Überblick über die wichtigsten Akteure ihrer Infrastrukturstrategie und entwerfen den individuellen Bauplan ihres digitalen Unternehmens.