Der Weg zum E-Procurement ist steinig

13.05.2003
Von Christian Zillich

Weniger begeistert äußerte er sich zum Thema Auktionen. Durch sie sei ein erhebliches Maß an Unsicherheit und Irrationalität in den Markt getragen worden. Besonders in der Anfangsphase hätten sich manche Versteigerungen so aufgeschaukelt, dass sich dies wirtschaftlich nicht mehr habe rechtfertigen lassen. „Manchmal muss man die Stärke haben, auszusteigen.“ Zudem seien rund 30 Prozent dieser Veranstaltungen an technischen Problemen gescheitert. Mittlerweile habe der Markt jedoch dazugelernt.

Einkauf von Dienstleistungen per Auktion

Von Wittenau hat zwischen den Auktionsveranstaltern große Unterschiede ausgemacht. Für einen fairen Verlauf müsse eine Reihe von Punkten erfüllt sein: Die Transparenz des Teilnehmerfeldes, die Klarheit der Spezifikationen sowie die vertrauliche Behandlung der von den Bietern zur Verfügung gestellten Informationen. Der Auktionator sei darüber hinaus für die Vergleichbarkeit der Gebote verantwortlich, die aber in der Praxis oft nicht gegeben sei. Insgesamt bezweifelt von Wittenau, dass sich Auktionen im großen Stil durchsetzen werden: „Ich glaube nicht, dass dies ein langfristiges Geschäftsmodell ist.“

Ganz anders sieht das mit Ulrich Schott-Wüllenweber, Head of Strategic Sourcing Corporate and Partner Projects bei der Deutsche Lufthansa AG, ein Vertreter der Einkaufsseite. Von der Prämisse ausgehend, dass sich durch Auktionen der Wettbewerb steigern und somit niedrigere Preise erzielen lassen, fragte er in seinem Vortrag provokativ, warum Unternehmen nicht alle Bedarfe verauktionieren sollten. Unter gewissen Voraussetzungen sei es möglich, nicht nur auf weitgehend standardisierte Güter, sondern auch Dienstleistungsaufträge auf diese Weise zu vergeben. Die großen Hausaufgaben müssten hier vor der eigentlichen Auktion gemacht werden, stellt Schott-Wüllenweber klar. Dazu gehöre zum Beispiel eine gründliche Spezifizierung der zu beschaffenden Leistungen. Die Lufthansa bildet für Ausgaben von mindestens 500000 Euro Beschaffungsteams, die sich aus Vertretern der Fachbereiche und des Einkaufs zusammensetzen.

Einen weiteren Schwerpunkt der Vorbereitungen bilde das Auktionsdesign, also die Auswahl der Auktionsform. So sei in vielen Fällen ein mehrstufiger Prozess notwendig, beispielsweise mit einer vorgeschalteten Preisanfrage (Request for Quotations = RFQ), um die potenziellen Teilnehmer und ihre Angebote im Vorfeld bewerten zu können. Derzeit bilde die Lufthansa pro Beschaffungsteam einen Auktionator aus.

Beratung unter dem Hammer