Dell spielt Jojo mit dem Wettbewerb

03.09.2003
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Alexander Freimark wechselte 2009 von der Redaktion der Computerwoche in die Freiberuflichkeit. Er schreibt für Medien und Unternehmen, sein Auftragsschwerpunkt liegt im Corporate Publishing. Dabei stehen technologische Innovationen im Fokus, aber auch der Wandel von Organisationen, Märkten und Menschen.

Ende des Quartals lenkte Fiorina ein und gab zudem zu Protokoll, dass die Preise für PC-Komponenten im dritten Fiskalquartal nicht wie erhofft gefallen sind. Enttäuschung unter Analysten war die Folge. Daraufhin wurden die Rechnerpreise von HP kurzerhand wieder erhöht, um wenigstens im laufenden Berichtszeitraum die Gewinnprognosen zu treffen. Mit seinen Preissenkungen vergangene Woche traf Michael Dell HP mitten im Rückwärtsgang.

Die Auseinandersetzung zwischen HP und Dell - von Beobachtern gerne mit dem Attribut "Erzfeindschaft" belegt - erinnert entfernt an das Rennen zwischen dem Hasen und dem Igel: Senkt der eine den Preis, ist der andere schon da. Dabei ist es Dell in der Vergangenheit gelungen, sich besser darzustellen und den Anschein des stets günstigeren Anbieters zu erwecken.

Selbstvermarktung will gelernt sein

Wenn die Texaner wie kürzlich angekündigt ihre Preise um 22 Prozent senken, ist damit nur eine Server-Modellfamilie gemeint. Dass gleichzeitig einige PCs um sechs Prozent verbilligt werden, ist weit weniger spektakulär. Allein die Aufwendungen für PC-Komponenten reduzieren sich pro Woche durchschnittlich um ein Prozent.

Die Preisdifferenzen zwischen den Konzernen sind in der Regel kleiner, als man mutmaßen könnte. Allerdings hat sich HP bisher schwer getan, die mediale Selbstvermarktung auf Dell-Niveau zu treiben. Schließlich ist das Image des IT-Konzerns auf das Motto "Invent" ausgerichtet. Demgegenüber hat Dell konsequent die Attribute "Kostenkiller" und "Lieferkette" beworben. So liegen auch die operativen Aufwendungen der Texaner bei 9,6 Prozent vom Umsatz, während sich die Fiorina-Company immer noch bei über 20 Prozent bewegt. HP bleibt folglich nichts anderes übrig, als den Direktvertrieb zu intensivieren und weiteres Personal abzubauen - im dritten Quartal waren erneut 1300 Stellen gestrichen worden.

Doch nicht nur Dell und HP sind in den Wettkampf verwickelt, auch Europas größter PC-Hersteller Fujitsu-Siemens ( FSC ) steckt mittendrin. Der Preisverfall habe sich im Juli fortgesetzt, sagte FSC-Chef Adrian von Hammerstein jüngst gegenüber dem "Handelsblatt". Zudem sei fraglich, ob die Flaute der IT-Branche vorbei sei und der Aufschwung begonnen habe. Zwar erwarten die Analysten von Gartner im laufenden Quartal einen Anstieg der europäischen PC-Verkäufe um acht Prozent, angesichts des Preisdrucks kann die Entwicklung für die Hersteller aber nicht als finanziell gesund bezeichnet werden.