CW-Ranking: Die Top-IT-Vorstände im Oktober 2007

04.12.2007

Wolfgang Ziebart: Unstimmigkeiten bei Infineon

Vom zweiten auf den dritten Platz des COMPUTERWOCHE-Index rutschte im Oktober Wolfgang Ziebart. Eigentlich könnte es dem Infineon-Vorstand zurzeit recht gut gehen, denn die Umsatzzahlen stimmen. So waren im letzten Monat auch überwiegend die positiven Infineon Ergebnisse nach dem Börsenschluss Ende September im Fokus der Medien. Zwar fielen die Technologiewerte mit einem Minus von 0,8 Prozent eher schwach aus, gegenüber der Süddeutschen Zeitung hatte Infineon-CEO Wolfgang Ziebart die Ergebnisziele aber - trotz eines schwachen Halbleitermarktes - bestätigt. Derzeit profitiert das Unternehmen auch von den starken Geschäftszahlen des US-Chipherstellers Intel, dessen Gewinn im dritten Quartal im Vergleich zum Vorjahr um 43 Prozent auf 1,9 Milliarden Dollar anstieg.

Die Top 25 der meistgenannten IT-Vorstände im Oktober 2007.
Die Top 25 der meistgenannten IT-Vorstände im Oktober 2007.
Foto: Computerwoche

Weniger positiv fiel für Ziebart ein Kommentar im "Manager Magazin" aus, das Ende Oktober über Unstimmigkeiten unter den Infineon Vorstandsmitgliedern berichtete. Von Harmonie und Sympathie könne in den oberen Ebenen des Unternehmens derzeit nicht die Rede sein, so das Magazin. Nichts laufe derzeit wirklich rund, so heißt es, und angeblich würde Finanzchef Peter Fischl die Autorität des Vorsitzenden Wolfgang Ziebart untergraben. Kenner der Firma sehen in Fischl, der seinerseits aufs Engste mit Oberaufseher Max Dietrich Kley kooperierte, den heimlichen Herrscher im Hause. Von ständigen Machtspielen des Trios Fischl, Peter Bauer und Andreas von Zitzewitz ist in dem Artikel die Rede. So stellt das Manager Magazin auch die Frage, warum Ziebart das Dreigestirn bei seinem Machtantritt im Herbst 2004 nicht ausgetauscht hat. Fischl, Bauer und von Zitzewitz hatten zuvor den damaligen Vorstandsvorsitzenden Ulrich Schumacher beim Oberaufseher Max Dietrich Kley angeschwärzt, woraufhin Schuhmacher die Führung abgeben musste.

Nach etlichen Höhen und Tiefen verspricht Ziebart schließlich bis 2009 eine Umsatzrendite von 10 Prozent zu erwirtschaften. Laut Manager Magazin eine optimistische Prognose, denn Ziebart hatte schon häufig Hoffnungen auf Besserung geweckt. Und immer wieder durchkreuzten Gründe wie Preisverfall, BenQ-Insolvenz oder Personalabgänge seine optimistischen Pläne. Schuld seien stets die Umstände gewesen. Aufsichtsratschef Kley scheint mittlerweile genug zu haben von den permanenten Ausflüchten und Entschuldigungen. Ziebart muss endlich Ergebnisse vorlegen. Für das erste Quartal des nächsten Geschäftsjahres hat er bei Com den Break Even versprochen. Verfehlt er das Ziel, wird es eng für ihn.

Gröger wird DVB-H Berater, Joussen sorgt sich um Nachwuchskräfte

Platz Vier des COMPUTERWOCHE Index teilen sich in diesem Monat Rudolf Gröger und Friedrich Joussen. Rudolf Gröger, ehemaliger Chief Executive Officer des Mobilfunkanbieters O2 Germany, sorgte durch seinen Wechsel zur Hubert Burda Mediengruppe auch weiterhin für rege Medienresonanz. Er berät Burda Media zukünftig bei der Digitalisierung von mobilen Diensten, insbesondere beim mobilen Fernsehen im DVB-H-Standard. Burda hat zusammen mit der Verlagsgruppe Georg von Holtzbrinck als Gesellschafter von Neva Media mit Mobiles Fernsehen Deutschland (MFD) die Gründung eines Gemeinschaftsunternehmens vereinbart. Das Bundeskartellamt hat der Gründung des Joint Ventures bereits zugestimmt. Das Unternehmen trägt den Namen Mobile 3.0 und bewirbt sich um den Betrieb der Plattform für die Einführung von mobilem Fernsehen über DVB-H.

Spätestens 2008 soll mit der Ausstrahlung in Deutschland begonnen werden. Mit einer Entscheidung der Landesmedienanstalten über den Plattformbetrieb rechnen die Unternehmen noch in diesem Herbst.Friedrich Joussen, Vorstandschef von Vodafone Deutschland, war im Oktober verstärkt durch sein Engagement für Nachwuchskräfte in der deutschen Industrie in den Medien vertreten. In einem Kommentar in der „Welt“, der in den Medien oft zitiert wurde, wies Joussen darauf hin, dass der Wirtschaft in vielen Sektoren Fachkräfte fehlten. Qualifizierte Zuwanderer fänden aber in anderen Staaten oftmals ein offeneres Klima als in Deutschland, beklagte er. „Viele Begabte ziehen weiter, an Deutschland vorbei.“ Er schlug vor, den Zugang zu deutschen Universitäten nicht allein vom Abitur abhängig zu machen, denn dies benachteilige gerade Menschen mit Migrationshintergrund. Für Joussen liegen die größten unternehmerischen Herausforderungen für ein Telekommunikationsunternehmen wie Vodafone nicht in der Technik, sondern im Entdecken, Fördern und Binden von Talenten.

Dabei sollte den Talenten aus dem Ausland künftig eine Schlüsselrolle zugesprochen werden. Abschließend stellte er die offene Frage, was Deutschland für eine zukünftige internationale und häufig global ausgebildete Bildungselite attraktiv macht. Laut Joussen könne dies nur ein offeneres Klima in einer offeneren Gesellschaft sein. Die Fußballweltmeisterschaft im vergangenen Jahr habe dies gezeigt. „Die Welt zu Gast bei Freunden" sei mehr als nur eine gelungene Marketing-Botschaft gewesen und müsse auch in Zukunft gelten.