Arbeit 2.0

Crowdsourcing - der neue Weg zu Ideen

11.04.2011
Von 
Lothar Lochmaier arbeitet als Freier Fach- und Wirtschaftsjournalist in Berlin. Er hat sich neben Energiethemen vor allem auf den Bereich Informationstechnologie im Bankensektor spezialisiert.

Was ist Crowdsourcing?

Den Begriff Crowdsourcing hat im Jahr 2006 das amerikanische Nachrichtenmagazin "Wired" ins Leben gerufen. Unternehmen lagern bestimmte Aufgaben an ein Heer von unbezahlten Freizeitarbeitern (kollektive Schwarmintelligenz) im Netz aus. Im professionellen Umfeld von Unternehmen hat sich parallel dazu ein etwas anderes Begriffsverständnis durchgesetzt. Gemeint ist hier die aktive Beteiligung von Mitarbeitern, Kunden und Partnern an der Wertschöpfungskette eines Unternehmens - vom Produktdesign über den -vertrieb bis hin zum -support.

Warum sollten Unternehmen darauf vertrauen?

Foto: Irmgard Glasmacher, Accenture

Nach Angaben von Accenture lassen sich durch Crowdsourcing die Ausgaben für Entwicklung und Forschung von neuen Produkten um bis zu 30 Prozent senken. Vorgemacht haben es Plattformen im Netz wie Innocentive. Global operierende Unternehmen wie Pfizer, Procter & Gamble, Toyota oder IBM haben ihre Innovationsprozesse nach eigener Darstellung radikal neu ausgerichtet und freuen sich über wesentlich gesteigerte Effizienz. Dies betrifft vor allem innovative und komplexe Prozesse, bei denen die Mitarbeit vieler Experten gefragt ist.

Denkbare Gestaltungselemente: Intern können Unternehmen beispielsweise die Mitarbeiter zu Ideenwettbewerben (Jams) einladen. Oder sie binden Kunden durch ihre Rückmeldung unmittelbar in die Produktentwicklung ein. Die klassische Variante ist der Betrieb eines Internet-Forums. Dort kann das Unternehmen erfahren, wo Kunden der Schuh drückt, um daraus wertvolle Hinweise auf Verbesserungspotenziale zu erhalten. Aus Sicht der Corporate Governance stellt dieser Schritt einen Beitrag zur nachhaltigen Unternehmensführung dar.

Welche Voraussetzungen müssen erfüllt sein?

Zunächst sollten die Planer ein Gespür für die eigene Unternehmenskultur entwickeln, um abzuschätzen, ob Crowdsourcing in der jeweiligen Firmenumgebung funktionieren kann. Auch wenn das der Fall ist, stellt sich der Nutzen nicht automatisch ein, indem man diese Form der Beteiligung über das Intranet anbietet. Der Prozess sollte durch ein durchdachtes Change-Management flankiert sein. Entscheidend ist dabei besonders am Anfang, ob sich Multiplikatoren beteiligen, deren Auftreten genügend Mitglieder der Zielgruppe bewegt, sich ebenfalls als Teil der Schwarmintelligenz hervorzutun.

Die Mitarbeiter sind mit ihrem ungeschönten Feedback mit von der Partie, wenn ihre Beiträge ein dankbares Publikum finden - auch in der Chefetage. Vorteil: Gute Team Player steigern ihre Sichtbarkeit im Unternehmen. Monetäre Vergütungen sind dabei im Einzelfall zwar hilfreich, stehen aber nicht im Vordergrund. Analog dazu sollten Kunden durch produktive Anreize in das System eingebunden sein. Quelle: Capgemini/Accenture