Ein Rezept gegen Fachkräftemangel

BWI investiert intensiv in die Ausbildung des IT-Nachwuchses

28.11.2023
Von 
Katrin Hahn ist CRO der BWI GmbH.
Die IT-Experten von morgen „fallen nicht vom Himmel“. Lesen Sie, wie der IT-Dienstleister der Bundeswehr das Problem angeht.
BWI hat einige Formate entwickelt, um das Unternehmen für Bewerber attraktiv zu machen – zum Beispiel Gesprächsrunden, in denen sich Azubis mit der Geschäftsleitung unterhalten (rechts im Bild, die Personalchefin Katrin Hahn).
BWI hat einige Formate entwickelt, um das Unternehmen für Bewerber attraktiv zu machen – zum Beispiel Gesprächsrunden, in denen sich Azubis mit der Geschäftsleitung unterhalten (rechts im Bild, die Personalchefin Katrin Hahn).
Foto: BWI GmbH/Xandra Herdieckerhoff

Der IT-Fachkräftemangel auf dem deutschen Arbeitsmarkt liegt derzeit auf einem Rekordniveau. Betroffen sind insbesondere Unternehmen im MINT-Bereich, denn trotz guter Jobaussichten entscheiden sich immer weniger Nachwuchskräfte für eine berufliche Laufbahn in den Bereichen Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik. Diese Lücke liegt zum einen am demographischen Wandel - es kommen also deutlich weniger junge Menschen mit IT-Qualifikationen auf den Arbeitsmarkt, als Ältere aus diesen Berufen ausscheiden.

Zum anderen ist die Digitalisierung selbst ein Teil der Ursache, denn mehr Digitalisierungsprozesse erfordern auch mehr IT-Fachkräfte und lassen die Lücke zwischen Angebot und Nachfrage noch größer werden. Wir müssen hier ansetzen und der IT-Branche helfen, indem wir uns schon heute um den Nachwuchs von morgen kümmern und aktiv Nachwuchsförderung betreiben.

Schon Schüler müssen für IT begeistert werden

Damit die BWI als primärer Digitalisierungspartner der Bundeswehr ihrer herausfordernden Rolle gerecht werden kann, sind wir besonders darauf angewiesen, IT-Experten und Expertinnen in ausreichender Zahl an Bord zu holen. Wir haben uns entschieden, diese Herausforderung "an der Wurzel" anzugehen, denn kurzfristige Lösungen und ein reiner Hinweis auf bestehende Engpässe im Arbeitsmarkt helfen nicht. Aus unserer Sicht muss der Nachwuchs besser über Möglichkeiten in der digitalen Arbeitswelt informiert, aufgeklärt und ausgebildet werden.

Uns ist es wichtig, früh eine Heranführung an diese Themenfelder zu schaffen, um junge Menschen für IT-Themen zu begeistern. Hierzu setzt die BWI bereits seit einigen Jahren konkrete Maßnahmen um. Neben dem Angebot von Informationsmaterial und -veranstaltungen rund um IT-Berufe für Schüler und Lehrkräfte, haben wir etwa ein rund 120 Personen starkes Botschafternetzwerk etabliert, in dem wir uns für Förderung schon im Schulalter einsetzen und rund um Berufschancen im MINT-Segment aufklären. Als Mitglied in der Initiative MINT Zukunft schaffen e. V. ist unser Ziel, junge Menschen an die Fächer Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik heranzuführen und ihre Fertigkeiten in diesen Bereichen zu fördern.

Intensives Werben um Frauen

Zwar steigt das Interesse von Frauen für einen Ausbildungsberuf oder ein Studium in MINT-Bereichen, dennoch entscheiden sich immer noch deutlich weniger Frauen als Männer für einen Karriereweg in diesen Gebieten. Ende 2022 lag der Frauenanteil in der Branche bei 16 Prozent. Dem entgegenzuwirken und das große Potential von Frauen für die Fachkräftesicherung zu nutzen, ist ein Ziel des Girls' Day. Der bundesweite jährliche Berufsorientierungstag soll insbesondere jungen Mädchen ab der 5. Klasse Einblicke in die IT-Branche und Berufsmöglichkeiten geben und sie für den MINT-Bereich begeistern. Auch die BWI nutzt jedes Jahr die Möglichkeit, sich als Arbeitgeber vorzustellen. Unsere Kolleginnen berichten von ihrem Karriereweg und geben den Interessentinnen spannende Eindrücke in den Berufsalltag.

Es ist wichtig, dass Schülerinnen schon früh die Möglichkeit erhalten, Einblick in IT-Berufe zu gewinnen und mit Personen aus dem IT-Alltag in Austausch zu treten. Die Hacker School ermöglicht genau das. Im Rahmen dieses gemeinnützigen Projekts unterstützt die BWI bei der Umsetzung von Programmierkursen im Rahmen des Schulunterrichts. Die Kurse werden mit der Unterstützung von Auszubildenden und Studierenden der BWI umgesetzt und verfolgen das Ziel, Kinder und Jugendliche ab 11 Jahren für IT und Programmieren zu begeistern, um ihr Interesse in diesen Bereichen zu stärken und berufliche Anknüpfungspunkte aufzuzeigen.

Wir erklären den Schülerinnen die digitale Welt und geben ihnen die Möglichkeit der aktiven Mitgestaltung. Nach dem Motto "Einfach ausprobieren und von Profis lernen" bietet die Hacker School Kurse und Workshops zu verschiedenen Programmiersprachen an - so schaffen wir die Nachwuchskräfte von morgen.

Verstärkte Kooperation mit Schulen

Neben der aktiven Ansprache von Schülern ist aber auch die frühzeitige Kooperation mit Schulen und Lehrkräften für Unternehmen wichtig. Hier sucht die BWI den intensiven Austausch und gibt mit der "Digitalen Infomappe" Lehrern hilfreiches Informationsmaterial an die Hand, um den Schüler das Kennenlernen unterschiedlicher Einstiegsmöglichkeiten bei IT-Ausbildungen und Studiengängen zu erleichtern.

Innerhalb der Mappe finden sie vielseitige Angebote für den Einsatz im Unterricht. Von verschiedenen Vortrags- und Workshop-Angeboten, organisiert von unseren MINT-Botschaftern, bis hin zur Teilnahme an Schulmessen sowie Tools zum Thema Berufsorientierung wie dem "Ausbildungsmatcher". Dieses spezielle Tool unterstützt Schüler auf "smarte" Art und Weise bei der Berufsfindung und schlägt auf Basis individueller Interessen und Stärken passende Ausbildungsempfehlungen im Rahmen des BWI-Angebots vor. Ob ein Beruf passt oder nicht, wird hier auf einen Blick sichtbar.

"Virtueller Elternabend" zum Einstieg in die IT-Welt

Auch das Einbeziehen und Ansprechen der Eltern ist für Unternehmen sinnvoll, um auf die berufliche Laufbahn der Nachwuchskräfte Einfluss zu nehmen. An Schüler und Eltern richtet sich beispielsweise der "Virtuelle Elternabend" der BWI. In einem anderthalbstündigen Online-Angebot geben wir hier Informationen zum Unternehmen und zu Ausbildungsmöglichkeiten im IT-Umfeld, während unsere Azubis und Fachabteilungen für offene Fragen Rede und Antwort stehen.

Mit diesen und vielen weiteren Angeboten leisten wir nicht nur unseren Beitrag dazu, dem Fachkräftemangel entgegenzuwirken, sondern nutzen auch die Chance, schon vor Ausbildungsstart als Arbeitgeber sichtbar zu werden, potentielle Nachwuchskräfte zu begeistern und schlussendlich für eines unserer Programme und auch für die IT zu gewinnen.

Einstiegsmöglichkeiten schaffen

Wir bieten potentielle Interessenten verschiedene Einstiegsmöglichkeiten: Neben der klassischen Ausbildung in unterschiedlichen Berufen - von IT-Systemelektroniker über Wirtschaftsinformatik bis hin zu Cybersecurity, ist auch eine Kombination aus Ausbildung und Bachelorstudium möglich, sowie ein duales Bachelor- oder Masterstudium.

Darüber hinaus bieten wir ein Traineeprogramm an und ermöglichen auch den Direkteinstieg für Young Professionals. Wir sind stolz, dass wir jedes Jahr über 150 Nachwuchskräften einen Einstieg in ihre IT-Karriere ermöglichen und über 94 Prozent der BWI Auszubildenden nach ihrem Abschluss bei uns bleiben.

Vom IT-Interesse zur Überzeugung

Die Devise, um dem Fachkräftemangel entgegenzuwirken, ist also ganz klar: Präsent sein, aktiv sein, investieren und fördern. Denn wenn Unternehmen selbst keine neuen Fachkräfte ausbilden, werden wir in Zukunft in den relevanten Positionen auch keine Experten haben, die das gewünschte Potential mitbringen. Auch, wenn das zunächst wertvolle Ressourcen aus dem Tagesgeschäft binden mag - wir sind überzeugt, dass sich dieses Invest lohnt. Diese und weitere gezielte Maßnahmen haben dazu geführt, dass unser Ausbildungsprogramm intensiv genutzt wird.

Jedes Jahr besetzen wir fast alle unsere verfügbaren Ausbildungsstellen. Aktuell befinden sich rund 330 Nachwuchs-IT-Experten in unseren unterschiedlichen Ausbildungsprogrammen und Studiengängen, die damit den ersten Schritt Richtung IT-Karriere gemacht haben. Darüber hinaus haben wir es trotz aller Widrigkeiten auf dem Arbeitsmarkt geschafft, in den letzten vier Jahren um 4.000 Mitarbeitende zu wachsen - Tendenz steigend.

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