Blogs - die neue Macht im Web?

12.03.2003
Von 
Wolfgang Sommergut ist Betreiber der Online-Publikation WindowsPro.

Die beschriebenen technischen Fähigkeiten von Blogger-Programmen könnten den Eindruck erwecken, als wären sie nichts weiter als komfortable Homepage-Generatoren. Die Faszination von Weblogs besteht indes darin, dass sie das Hypermedium WWW ausreizen. Blogger - der Ausdruck bezeichnet die Betreiber eines Blogs - bilden untereinander Netzwerke, indem sie ihre Sites durch Links bidirektional miteinander verweben und Inhalte austauschen. Sie beschränken sich dafür auf bewährte Basistechniken des Web wie HTTP, URLs und XML. Mit diesen relativ einfachen Mechanismen für Transport, Adressierung und Beschreibung von Inhalten erzielen sie hoch skalierbare Publikations- und Kommunikationsnetze.

Die Vernetzung zwischen Weblogs erfolgt nur zum geringsten Teil über manuell eingefügte, statische Links auf andere Blogs („Blogrolls“). Die Bande zwischen den Publikationen entstehen vornehmlich durch deren Nutzung. So informiert der Browser über den so genannten Referrer jede Website darüber, von wo ein Surfer durch Anklicken eines Links herkam. Dieser Mechanismus wurde bisher vor allem von der werbetreibenden Wirtschaft genutzt, um den Erfolg eines Banners auf bestimmten Sites zu überprüfen. Im Kontext von Weblogs werden Referrer eingesetzt, um automatisch Links zurück auf jene Blogs zu setzen, von denen Besucher auf die eigene Site weitergeleitet wurden. Beim Referrer fördert die automatische bidirektionale Vernetzung die Neigung, auf populäre Weblogs zu verweisen, weil dort ein Rückverweis mehr Traffic für die eigene Publikation erwarten lässt.

Die Netzeffekte bei Weblogs beruhen nicht nur auf den Verweisgeflechten, sondern entspringen auch ihrer formalen Organisation und den inhaltlichen Konzepten. Auch wenn keine verbindliche Definition für Weblogs existiert, so scheint eine chronologische Ordnung der Inhalte ihr wesentlichstes Merkmal zu sein. In diesem Sinne können sie als Logbücher des Web verstanden werden, wo Autoren auf Neuigkeiten verweisen und diese kommentieren. Abgesehen von privaten Einträgen produzieren sie somit selten Inhalte, die für sich alleine stehen, sondern beziehen sich auf andere und gelten als Anmerkungen dazu. In diesem Zusammenhang ist häufig die Rede von „<a href="http://www.useit.com/alertbox/980906.html" target="_blank">Microcontent</a>“ oder „<a href="http://www.siliconvalley.com/mld/siliconvalley/5163515.htm" target="_blank">Nano-Publishing</a>“. Die aktuellen Tools vereinfachen das Verlinken mit anderen Sites und die Integration von Textpassagen, auf die sich

Kommentare beziehen. Besonders leicht fällt diese Aufgabe, wenn das Ziel der Linkaktivitäten eine Liste ihrer News inklusive einer Kurzbeschreibung als Rich Site Summary (<a href="http://web.resource.org/rss/1.0/spec" target="_blank">RSS</a>) anbietet. Dabei handelt es sich um ein Format für Content-Syndication, das zur Beschreibung von Inhalten XML-Syntax verwendet und in der Version 1.0 auf Basis des Resource Description Framework (RDF) reformuliert wurde. Einige Verlagshäuser unterstützen diese Technik bereits, darüber hinaus bieten unabhängige Dienstleister wie „<a href="http://meerkat.oreillynet.com/" target="_blank">Meerkat</a>“ von O’Reilly oder <a href="http://www.newsisfree.com/" target="_blank">NewsIsFree</a> derartige Dienste an. Letzterer nahm auch einige deutschsprachige Publikationen in sein Angebot auf und stattete seine Website mit Buttons aus, die die jeweilige RSS-Datei direkt in die Blogger-Tools füttert. Über das Abonnement

solcher Kanäle kann der Blogger relativ rasch und rationell sein Pensum an News abarbeiten.

Diskussion wird zur Publikation