Big Brother sitzt im Rechner

02.05.2006
Von Gernot Hacker

Spam und Spyware

Oft arbeitet Spyware allerdings eng verbunden mit der eigentlichen Software. Sie lässt sich zwar einfach entfernen, doch funktioniert dann auch die "Wirtssoftware" nicht mehr. Sogar für diesen Fall sorgen die Nutzungsbedingungen einiger Programme vor: Das Entfernen der Spyware wird mit Anerkennung der Lizenzkonditionen untersagt.

Mittlerweile hat sich eine ganze Industrie rund um Spyware entwickelt, die sich ein Hase-und-Igel-Rennen mit den Herstellern von Antivirensoftware liefert: Immer wieder neue Methoden und Tricks sollen die gängigen "Removal-Tools" aushebeln. Hauptansatzpunkt hierbei ist die heimliche Installation, von der die Anwender nichts mitbekommen dürfen. Hier arbeiten Spam und Spyware Hand in Hand: Der Anwender bekommt eine harmlos aussehende Mail, die jedoch einen Trojaner im Gepäck hat.

Laut Untersuchungen der Sophos Labs hat die Computerspionage deutlich zugenommen. Demnach ist der Anteil an Schadprogrammen, die vertrauliche Informationen ausschnüffeln und an Dritte weiterleiten sollen, am gesamten Spyware-Aufkommen im vergangenen Jahr von 54,2 auf über 66 Prozent gestiegen.
Laut Untersuchungen der Sophos Labs hat die Computerspionage deutlich zugenommen. Demnach ist der Anteil an Schadprogrammen, die vertrauliche Informationen ausschnüffeln und an Dritte weiterleiten sollen, am gesamten Spyware-Aufkommen im vergangenen Jahr von 54,2 auf über 66 Prozent gestiegen.

Noch vor wenigen Jahren waren solche Spionageversuche lediglich Fingerübungen von Computerfreaks und Freizeit-Hackern. Da sich mit den heimlich erforschten Daten von PC-Nutzern heute jedoch viel Geld verdienen lässt, werden täglich Millionen von E-Mails verschickt, um ohne Wissen der Anwender Software auf deren Computern zu installieren. Verschärfend wirken Würmer und Bots, da sie zur massenweiten Verbreitung solcher Mails beitragen.

Ein Phänomen, mit dem sich die Virenspezialisten in letzter Zeit ausgiebig beschäftigen, ist bösartige Software, die sich gleich aus mehreren Quellen versorgt: Sie startet - vom Benutzer unbemerkt - den Download von Spyware und installiert diese auf dem Computer. Gleichzeitig holt sie sich noch ausgefeiltere Trojaner, die sich noch raffinierter im System verstecken. Oft wird dabei sogar im Vordergrund etwas ganz anderes installiert, und der User muss auch in diesem Fall bestätigen, dass er die Nutzungsbedingungen akzeptiert und gelesen hat. Wohl wissend, dass das nahezu niemand tut, schützen sich die Unternehmen auf diese Weise vor der Verfolgung als Datendiebe. Alles, was Spyware-Firmen benötigen, um das System am Laufen zu halten, sind ausgereifte Installationsroutinen sowie externe Anbieter, die - etwa via Spam - für die Verbreitung der Software sorgen. Solche Massenversender erledigen dann die halblegale "Drecksarbeit".