Big Brother sitzt im Rechner

02.05.2006
Von Gernot Hacker

Freundliche "Spione"

Dass Spyware allerdings nicht per se schlecht sein muss, zeigt etwa die "Google Toolbar" für Microsofts Explorer, eines der bekanntesten legalen, Spyware-verwandten Tools: Mit dem nützlichen Programm lassen sich Suchanfragen leichter vornehmen, darüber hinaus bietet es einen integrierten Pop-up-Blocker sowie zusätzliche Informationen zu den besuchten Websites. Tatsächlich aber schickt das Programm Informationen über die besuchten Websites an Google. Das ist allerdings kein Geheimnis und wird bei der Installation und auf der Google-Site detailliert erklärt. Die Funktionen lassen sich deaktivieren, auch installiert sich die Software nicht heimlich oder enthält versteckte Subprogramme. Google zahlt zudem keiner weiteren Firma Geld pro installierte Toolbar. Aus diesem Grund haben Spammer auch kein Interesse daran, das Programm zu verbreiten.

In der Windows-Welt sind die immer wieder neuen Sicherheitslücken im Explorer das beliebteste Mittel, sich Zugriff auf fremde Systeme zu verschaffen. Einen Exploit-Code zu installieren ist zwar nicht ganz einfach, denn für die gewünschte massenweise Infiltration wären Tausende von Webs-Seiten zu manipulieren. Hacker nutzen daher häufig Banner-Ads, um ihre Software zu verbreiten. Da für Werbebanner, hinter denen sich Spyware verbirgt, mehr Geld gezahlt wird, erliegen viele Webmaster der Verlockung, solche Angebote auf ihre Homepage zu stellen. Ein Klick auf eine solche Werbung startet dann häufig aggressive Installationsprogramme, die der Anwender kaum schließen kann und die ihm meist keine wirkliche Wahl lassen.

Rechtliche Folgen

Am 27. März 2006 wurde in Israel ein Ehepaar zu Haftstrafen von zwei beziehungsweise vier Jahren sowie einer Geldbuße in Höhe von 212000 Dollar verurteilt. Die beiden hatten sich für Auftraggeber wie Auto- und TV-Händler vertrauliche Dokumente per Spyware verschafft und für jede erfolgreiche Installation auf einem Zielrechner rund 400 Dollar von ihren Hintermännern erhalten. Die Spionageprogramme wurden entweder per Datenträger oder via E-Mail installiert. Im Zusammenhang mit diesem Fall wurden über 20 Mittäter verhaftet.