Beispiel Caldera: Geschenke oder Geschäfte

23.11.2001
Von 
Ludger Schmitz war freiberuflicher IT-Journalist in Kelheim. Er ist spezialisiert auf Open Source und neue Open-Initiativen.

Caldera möchte das Open-Server-Betriebssystem auf Linux bringen. Genau genommen geht es hier darum, die Distribution "Open Linux" um Unix-Technologie zu erweitern. Das Ganze soll nach Angaben von Love als Open Source veröffentlicht werden, "aber wahrscheinlich nicht unter der GPL". Eine Vorabversion dieser Technologie wurde im August auf dem Caldera-Forum unter dem Codenamen "Portable Open Server" vorgestellt.

Symbiotische Produkte

Die Verstärkung des Unix- wie des Linux-Flügels durch Integration von spezifischen Vorteilen der jeweils anderen Seite untermauert Love durch eine weitere Aussage: "Künftig wird es nicht mehr nur Unix und nicht mehr nur Linux geben." Das verschiebt en passant das Portfolio und die Marktorientierung von Caldera. Die Firma, die einst mit dem Vertrieb einer Linux-Distribution an Privatinteressenten begann, konzentriert sich eindeutig auf kommerzielle IT-Anwender.

In diesen Kundenkreisen steht - anders als bei Privatanwendern - die Frage der Lizenzform nicht an erster Stelle. Für Caldera heißt das: Generell Ja zu Open Source, insbesondere zum Linux-Kernel und ihm nahe stehenden Programmen. Aber Nein zur kostenlosen Freigabe der darüber liegenden Layer und Integrationslösungen. Love begründet das so: "Wir müssen bei unseren Kunden und bei unseren Partnern dafür geradestehen. In diesen Erweiterungen liegt für sie eine Versicherung für die Entwicklungen der nächsten Jahre, eine Roadmap. Das ist eine Perspektive, die man von der Open-Source-Community momentan nicht bekommen kann."

Die Hauptlinie von Caldera zeigt sich in der "Open-Access"-Lizenz von Unix Open 8. Diese Lizenzform hat auf den ersten Blick frappierende Ähnlichkeiten mit Microsofts "Shared-Source"-Modell. Anwender erhalten den Sourcecode, aber der Hersteller behält sich vor, die autorisierende Instanz für seine weitere Entwicklung zu sein. Anders als bei Microsoft dürfen Caldera-Kunden jedoch nicht nur Verbesserungsvorschläge machen, sondern den Sourcecode selbst verändern. Caldera verlangt allerdings eine Kopie dieser Änderungen, um sie gegebenenfalls zu übernehmen.

Aufschrei der OSS-Bewegung