Beispiel Caldera: Geschenke oder Geschäfte

23.11.2001
Von 
Ludger Schmitz war freiberuflicher IT-Journalist in Kelheim. Er ist spezialisiert auf Open Source und neue Open-Initiativen.

Dieses Netz soll die Basis für eine massive Verbreitung von Linux bei professionellen Anwendern sein. Die einstigen SCO-Partner sind seit jeher darauf spezialisiert, nicht einfach Systeme zu installieren, sondern sie zu integrieren und mit spezifischen Softwarelösungen auszustatten. Genau aus dieser Kompetenz möchte Caldera einen Geschäftserfolg mit Linux schaffen. Der Caldera-Firmenslogan heißt prompt "Unifying Unix with Linux for Business".

Love geht dabei davon aus, dass Linux eine starke Position bei Web-orientierten Anwendungen hat. "Außerdem dürfte es bei Embedded Devices stark expandieren und in der Folge über Geräte wie Thin Clients stärker in die Unternehmens-IT eindringen." Allerdings werde das die Marktmacht von Microsoft im Bereich der Fat-Client-PCs kaum beschneiden. "Also brauchen wir Mittel zur Integration der Microsoft-Applikationen." Linux weise bisher "Schwächen im Back-Office" auf, wo Unix hingegen seine Stärke habe.

Der Caldera-Chef ist überzeugt, "dass Linux in Kombination mit Unix im Back-Office eine stärkere Rolle einnehmen wird". Dazu müsse das Open-Source-Betriebssystem aber in diesem Highend-Bereich noch vorankommen. "Und das verlangt vor allem Applikationen sowie Infrastruktur- und Administrationssoftware." Hinsichtlich der Anwendungen ist es laut Love notwendig, dass die Softwarehäuser nicht nur eine oder zwei ihrer Applikationen, sondern möglichst alle auf Linux portieren. Das sei keineswegs illusorisch, denn "schon die Spezifikation 1.0 der Linux Standard Base reduziert den Portierungs- und Testaufwand bei einer Anwendung auf eine Grundlage statt auf vier oder fünf Derivate".

In Sachen Infrastruktur- und Administrationssoftware positioniert sich Caldera selbst. Im Fühjahr 2001 hat das Unternehmen "Volution" vorgestellt, eine plattformübergreifende System-Management-Lösung. Sie ist nicht als Konkurrenz zu den großen Lösungen von IBM /Tivoli, HP oder CA aufgestellt, sondern soll diese als Plug-in-Modul in die Lage versetzen, Linux-Systeme zu integrieren. Hier hat Linux also die Rolle eines Zusatzes.

Diese Konzeption, am oberen Ende der Leistungsskala Linux eher zur Erweiterung zu nutzen, lässt sich auch in der Entwicklung der proprietären Caldera-Betriebssysteme "Unixware" und dessen Nachfolger "Open Unix 8" erkennen. Open Unix 8 bringt eine "Linux Kernel Personality" (LKP) mit. Sie macht es möglich, eine große Anzahl von Linux-Anwendungen ohne Änderungen auf dem Unix-System zu starten. Damit können diese Programme Entwicklungen der SCO/Caldera-Unix-Systeme wie Journaling-File-System und höhere Skalierbarkeit bis auf 32 CPUs nutzen. Love: "Der Unix-Kernel ist dem von Linux um das Zwei- oder Dreifache überlegen."

Durch LKP zum Janus-Kernel