Bearingpoint bleibt nur IT-Berater

21.10.2004
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Joachim Hackmann ist Principal Consultant bei PAC – a teknowlogy Group company in München. Vorher war er viele Jahre lang als leitender Redakteur und Chefreporter bei der COMPUTERWOCHE tätig.

Zum Teil wurden die Einnahmenzuwächse der vergangenen Jahre mit Akquisitionen erzielt. Auf dem Höhepunkt der Diskussion um die Trennung von Prüfung und Beratung kam es in Europa zu erheblichen Marktverschiebungen: Die ehemaligen KPMG-Consulting-Teams in Deutschland Österreich und der Schweiz schlossen sich 2002 mit der US-amerikanischen KPMG Consulting Inc. zusammen, aus der später Bearingpoint hervorging. Zudem konnte Bearingpoint die Andersen-Consulting-Büros in Frankreich, Spanien und der Schweiz übernehmen.

Heterogenes Portfolio

Die Integration der vielen Niederlassungen, die in einer wirtschaftlich schwierigen Zeit bewältigt werden musste, hat das Unternehmen Kraft gekostet. Währenddessen konnte sich die Konkurrenz darauf konzentrieren, ihre Outsourcing-Strategien umzusetzen und erhebliche Offshore-Kapazitäten aufzubauen, um das Projektgeschäft günstiger betreiben zu können. Viele wichtige Andersen-Berater mit guten Kundenbeziehungen haben Pascal Matzke, Director Consulting bei der Meta Group, zufolge Bearingpoint verlassen. Andere Partner pflegen noch die althergebrachte Unternehmenskultur der Big-Five-Consulting-Häuser, in der die selbstbewussten Teilhaber ihre Kundenbeziehungen als persönliches Kapital behandeln und weder Kontakte noch Know-how teilen. "Dies und das heterogene Serviceportfolio sind Probleme, die Bearingpoint bereits seit der Unternehmensgründung beziehungsweise Umbenennung mit sich trägt, und die bis heute nicht gelöst wurden", beschreibt Matzke.

Kunden reduzieren Partnerzahl

Unabhängig von der sich abzeichnenden Markterholung bleibt der Wettbewerb um Großkunden hart. Eine echte Gefahr droht Bearingpoint durch die neuen Sourcing-Strategien der Anwender, die die Zahl ihrer IT-Dienstleister auf wenige strategische Partner reduzieren wollen. Dabei wählen sie immer häufiger Anbieter, die ihnen Teile ihrer IT überarbeiten und betreiben können, so dass den reinen IT-Consulting-Häusern immer weniger Spielraum bleibt. "Wenn wir mit unseren Kunden über Großprojekte im Outsourcing- oder Professional-Services-Bereich sprechen, dann ist Bearingpoint oft nicht mehr in der engeren Auswahl", warnt Matzke.