AS/400: In die Jahre gekommen, aber nicht gealtert

11.03.2004
Von 
Ludger Schmitz war freiberuflicher IT-Journalist in Kelheim. Er ist spezialisiert auf Open Source und neue Open-Initiativen.

Geradezu legendär ist die Ausfallsicherheit der AS/400 und I-Series. Verschiedene Quellen setzen die Verfügbarkeit mit 99,5 bis 99,98 Prozent an. Die Antwortzeiten einer I-Series werden nach einer Untersuchung der Segaza Group selbst dann nicht beeinträchtigt, wenn die Auslastung der CPU durchschnittlich 74 und in der Spitze 95 Prozent beträgt.

Das hat einen kuriosen Effekt für Anbieter von Hochverfügbarkeitslösungen wie die Becom Informationssysteme GmbH aus Schwerte. Deren Prokurist und Chefverkäufer Uwe Rusch, ein ehemaliger I-Series-Vertriebsleiter von IBM, berichtet: "Ich habe Kunden, die sagen: Geh mir damit vom Acker! Die Systeme laufen hier seit Jahren, ohne dass was gewesen wäre."

Aus IBMs Mainframe-Welt hat die I-Series die Möglichkeit zur logischen Partitionierung (LPAR) geerbt. Auf einer CPU lassen sich bis zu zehn oder in einem System maximal 32 Partitionen einrichten, die gemeinsam Zugriff auf Komponenten wie den Hauptspeicher oder dem externen Storage haben. Nach IBM-Angaben sind auf 55 Prozent des I-Series-Modells "825" Partitionen installiert, beim Modell "840" sind es 45 und beim Modell "890" sogar 69 Prozent.

Auf den Partitionen können OS/400 (immer in der primären LPAR), Linux oder AIX betrieben werden. Bisher läuft IBMs Unix-Derivat dabei in der Runtime-Umgebung "Pase", noch in diesem Jahres soll die I-Series AIX auch nativ unterstützen. Außerdem bietet die I-Series zwei Möglichkeiten, Windows zu fahren. Es läuft dabei entweder auf internen PCI-Karten ("Integrated X-Series Server") mit eigenem Prozessor, RAM und I/O-Verbindungen oder extern auf X-Series-Rechnern, die mit einer Adapterkarte ausgestattet sind. In der ersten Variante werden alle, in der zweiten Variante die meisten Verwaltungsfunktionen auf der I-Series ausgeführt.

Mit der Möglichkeit, Linux, AIX und Windows auf der I-Series zu betreiben, versucht sich IBM aus dem Dilemma zu befreien, dass OS/400 für unabhängige Softwarehäuser kein attraktives zukunftsträchtiges Betriebssystem ist. Big Blue verkauft die Integration von vier Betriebssystemen allerdings als Mittel zur Server-Konsolidierung. Sie ist das zentrale Argument in IBMs Werbung für die I-Series. Aber das kommt noch nicht so gut an, wie Big Blue es gerne hätte.

I-Series-Anwender, die Linux verwenden sind, äußerst rar. Vor zwei Jahren traf ein erster Linux-Workshop der AS/400- und I-Series-Anwendervereinigung Common auf großes Interesse. Doch seither sind alle Versuche gescheitert, einen Linux-Arbeitskreis einzurichten. Gleichwohl ist Becom-Manager Rusch sicher: "Linux auf der I-Series wird für Furore sorgen." Es gebe Pilotprojekte, die von anderen Firmen mit ähnlicher Interessenlage aufmerksam verfolgt und bei Erfolg kopiert würden.