Sichere Jobs

Arbeitgeber Staat wird in der Krise zur Alternative

21.04.2009
Von Anja Dilk und Heike Littger

Geringere Abzüge gleichen niedrigere Bruttogehälter aus

Christoph Schlimm vom Bundesamt für Wehrtechnik sieht das freundlicher. Wenn skeptische Hochschulabsolventen im Bewerbungsgespräch die bescheidenen Gehälter ansprechen, zieht er gerne seine Netto-Brutto-Rechnung aus der Tasche. Ein 40-jähriger Baudirektor im höheren Dienst, verheiratet, zwei Kinder, kommt brutto zwar nur auf 55 000 Euro im Jahr, netto bleibt ihm aber genau so viel im Portemonnaie übrig wie seinem Kollegen in der Industrie mit 65 000 Euro: etwa 3400 Euro im Monat. "Das machen sich viele leider nicht klar", moniert Schlimm.

Matthias Menzel, Referatsleiter Personal im Bundesinnenministerium (BMI) weiß, dass das manchen Bewerbern noch nicht genug ist. Deshalb punktet er im Kampf um Kandidaten gerne mit Jobsicherheit und guten Arbeitsbedingungen, hoher Flexibilität, Telearbeit und Teilzeitmodellen, Familienfreundlichkeit, reichlich Fortbildungsangeboten und interessanten Kooperationen mit der Wirtschaft. Und mit inhaltlich reizvollen Aufgaben in seinem Ministerium: Knapp siebzig Prozent der BMI-Abteilungen arbeiten international, zum Beispiel wenn es um die Einführung von einheitlichen Standards zur Datenerhebung geht. Menzel: "IT-Experten finden bei uns eine hochmoderne Softwarelandschaft, die sie selbst kreativ mitgestalten können." Die Fülle von Argumenten scheint zu überzeugen: Die Zahl der IT-Profis im BMI ist in den vergangenen fünf Jahren um 25 Prozent gestiegen.

Knackpunkt Gehalt

Wer als frisch diplomierter Wirtschaftsinformatiker in einer Behörde seine berufliche Laufbahn beginnt, muss sich mit einem Monatsgehalt von 2237 Euro begnügen. Vor allem am Anfang verdienen IT-Fachkräfte im öffentlichen Dienst schlecht. Mit zunehmendem Alter und verändertem Familienstand erhöhen sich aber die Bezüge. Zudem beeinflussen Eintrittsalter, Bundesland oder die Entfernung von der Wohnung das Gehalt.

Die Grenzen des finanziellen Aufstiegs sind schon mit dem Hochschulabschluss festgelegt. Mit Bachelor oder Fachhochschuldiplom findet man sich im gehobenen Dienst wieder (A 9 bis A 13 der Bundesbesoldungsordnung). Uni- und Masterabsolventen fangen dagegen im höheren Dienst an (A 13 bis in die B-Besoldungsgruppen). Wer wie viel mit welchem Abschluss verdient, zeigen so genannte Besoldungsrechner im Internet an:

Rezepte gegen den Personalmangel

Zwei Drittel der Entscheider in Behörden rechnen daher für die nahe Zukunft mit Personalengpässen. Sechs von sieben Verwaltungen wollen dieser Entwicklung mit attraktiven Arbeitsbedingungen für die fast vier Millionen Beamten und Angestellten entgegenwirken. Das sind die Ergebnisse der Studie "Branchenkompass 2008 Public Services" von Steria Mummert Consulting in Zusammenarbeit mit dem F.A.Z.-Institut.

Zusätzliche Aufstiegschancen, neue Leistungsanreize oder eine flexible Arbeitszeitgestaltung sollen helfen, um neue Mitarbeiter zu gewinnen. 42 Prozent der Behörden fördern speziell auch die Einstellung älterer Bewerber, um von deren Erfahrung zu profitieren, Kapazitätslücken zu schließen und den Altersmix in der Verwaltung zu optimieren.