ECM-Expertenrat

Anwender fordern Problemlösungen

22.02.2010
Von Stefan Gneiting

Nutzen liegt in den Prozessen

"Der größte Nutzen von ECM-Systemen besteht darin, dass sich die Unternehmen mit ihren Prozessen beschäftigen müssen", sagt Hackenberg. "Jede Abteilung hat eigene Abläufe, aber niemand sieht den Geschäftsprozess der anderen Abteilungen." Nur selten habe jemand die gesamte Wertschöpfungskette im Blick. Bezüglich der Eingriffe in die Unternehmensprozesse weist Leisenberg auf ein grundsätzliches Problem hin: "Die Einführung von ECM zieht auch für ein mittelständisches Unternehmen zunächst eine Prozess-Reorganisation nach sich." Während der Kunde und der betroffene Mitarbeiter sehr schnell vom überarbeiteten Prozess profitieren und eine Verbesserung sehen, registriert die Geschäftsleitung aber erst einmal die anfallenden Mehrkosten. "Hier müssen wir vor allem bei mittelständischen Unternehmen Widerstände aus dem Weg räumen."

Heiko Robert, Senior Consultant beim Systemhaus dmc digital media center: "Mit klassischem Controlling kommen wir jedenfalls nicht weiter. Am Anfang eines Projekts ist es sehr schwer zu überschauen, welche Verbesserungen es überhaupt bewirken kann."
Heiko Robert, Senior Consultant beim Systemhaus dmc digital media center: "Mit klassischem Controlling kommen wir jedenfalls nicht weiter. Am Anfang eines Projekts ist es sehr schwer zu überschauen, welche Verbesserungen es überhaupt bewirken kann."

"Mit klassischem Controlling kommen wir jedenfalls nicht weiter", bestätigt Heiko Robert, Senior Consultant beim Systemhaus dmc digital media center. "Am Anfang eines Projekts ist es sehr schwer zu überschauen, welche Verbesserungen es überhaupt bewirken kann." Der Nutzen von ECM-Lösungen setzt sich aus einer Mischung aus Kostenreduktionen, Qualitätsgewinn und Prozessbeschleunigung zusammen. "Rentbilitätsberechnungen, die man im Vorfeld anstellt, helfen nicht", ist Robert überzeugt. Ein Ausweg aus dem Dilemma ist die Arbeit mit Success-Stories. Sie könnten den am Entscheidungsprozess beteiligten Personen die Vorteile von ECM anhand von bereits realisierten Projekten mit einer ähnlichen Ausgangslage verdeutlichen.

"Man muss dem Geschäftsführer oder Inhaber mit Beispielen aufzeigen, wie sich das Geschäftsverhalten ändert und wie sich vorher nicht exakt zu prognostizierende Kostenvorteile realisieren lassen", empfiehlt Jamin. Ansprechpartner sind also vermehrt die Geschäftsführer oder die Verantwortlichen in den Fachabteilungen und nicht mehr ausschließlich die CIOs. "Die IT schafft die Infrastruktur, aber die Schmerzen und die Entscheider sitzen in den Fachabteilungen", berichtet Slominsky. Deshalb müssen die Hersteller verstärkt die Rolle als Mittler zwischen den Fachabteilungen oder Geschäftsführern und den IT-Verantwortlichen einnehmen. "Wir dürfen den Nutzer selbst nicht vergessen", sagt auch Edgar Jager, Vice President Third Party Solutions & Software Technology Partners bei SAP. Es müsse darum gehen, dem Mitarbeiter ein benutzerfreundliches System zur Verfügung zu stellen, bei dem der Nutzer im Idealfall nicht einmal merke, dass seine Aktionen in ein ECM-System eingebettet seien. "ECM muss nahtlos in die Business-Prozesse integriert sein", betont Jager.