Aktuelle Studie

Anwender fordern IT-Demokratie

22.12.2009
Von 
Susanne Franke ist freie Fachjournalistin in München.

Generationswechsel in den Chefetagen

Der Wechsel zu mehr Selbstbestimmung vollzieht sich schrittweise: Einige verwenden Blogs, um bei Kollegen nach Produkt- oder Marketing-Ideen zu fragen, andere nutzen private mobile Geräte, um E-Mails zu lesen oder geschäftliche Anrufe zu tätigen. Dieser Trend wird anhalten, sagen die Analysten.

Das liegt zum einen am Eintritt einer jungen Generation von Mitarbeitern in die unteren und mittleren Ränge der Erwerbstätigen. Diese Generation Y - die "Netzwerkgeneration" - ist mit Handy und Internet aufgewachsen. Die meisten von ihnen sind technisch versiert und daran gewöhnt, soziale Medien online einzusetzen. In den nächsten fünf Jahren werden sie in mittlere Führungspositionen aufsteigen, und einige werden die Nutzung neuer Technologien sogar in Chefetagen und Sitzungssälen einführen.

Zum anderen wird dieser Trend durch die Zunahme der Telearbeit geförert. Das britische Institute for Employment Studies sagt voraus, dass die Anzahl der Telemitarbeiter in den ursprünglichen 15 EU-Mitgliedsstaaten von schätzungsweise vier Millionen im Jahr 2000 auf mehr als 27 Millionen im Jahr 2010 ansteigen wird. Das sind dann 14 Prozent aller Arbeitnehmer. Wenn sich die Mitarbeiter aber an geografisch verteilten Standorten befinden, benötigen sie neue Technologien, um mit Kollegen zu kommunizieren und Teams zu leiten.

Laut Michael Nelson, Gastprofessor für Internet-Studien an der Georgetown University in Washington D.C., hat diese Entwicklung bedeutsame Folgen für die Unternehmen: "Das größte Problem ist kultureller Natur. CEOs und CIOs müssen sich an den Gedanken gewöhnen, dass ihr Unternehmen jetzt offener ist, und es akzeptieren, wenn Mitarbeiter mehr Informationen nach außen geben. Außerdem müssen sie die Verwaltung ihrer Daten und Technologie überdenken."

Für diesen Trend sind die Unternehmen in Europa bei weitem noch nicht bereit. Das belegt unter anderem die Umfrage der EIU. Nur knapp die Hälfte (48 Prozent) der Befragten sagt, dass die Geschäftsführung ihres Unternehmens Technologiefreiheit auch auf die Basis ausweiten will. Die anderen nennen als Begründung vor allem die damit verbundenen Risiken: Mehr oder weniger unkontrollierter Technikeinsatz bringe zu viele Unbekannte in das etablierte System der IT-Verantwortlichen. Wie immerhin 30 Prozent der Umfrageteilnehmer angaben, eröffnet die Technologiefreiheit aber auch neue und aufregende Geschäftsmöglichkeiten, die die Risiken aufwiegen.