Anforderungen an Open-Source-Dienstleister im Wandel

03.07.2006
Von Eva-Katharina Kunst

Der natürliche, evolutionäre Entwicklungsprozess sei dem monolithischen, zentral gesteuerten Entwicklungsansatz vieler proprietärer Häuser weit überlegen. Kommt es dabei zu parallelen Entwicklungen, werden diese in den meisten Fällen nicht als Kräfteverschwendung, sondern als gesunder Wettbewerb beurteilt. Bernhard Reiter, Geschäftsführer der Intevation GmbH, unterstreicht: "Vielfalt ist ein hoher Wert. Eine Lösung zu haben, ist gut, zwei sind besser - auch für den Kunden."

Kritischer fällt das Urteil in Sachen proprietäre Lizenzen und Patente aus. Für Sicherheit, Performance, Offenheit von Schnittstellen sowie Wiederverwertbarkeit sei verschlossene Software nicht von Vorteil, so Sernet-Geschäftsführer Loxen: "Die Diskussionen um Softwarepatente haben schon Projekte gekippt, indem die Hersteller proprietärer Software offen damit gedroht haben, Anwender von freier Software rechtlich zu belangen, und im Umkehrschluss einen Schutzbrief ausstellen, wenn man die proprietäre der freien Software vorzieht. Insofern sind viele Lizenzen für nicht freie Software heute eher Rechtsschutz- als Lizenzverträge."

Als Förderer von Open Source erweist sich nach wie vor die öffentliche Hand: Noch immer kommt ein stattlicher Anteil der Aufträge aus dem "public sector". Gerade die in der öffentlichen Wahrnehmung oft als starr und unflexibel geltenden Verwaltungen erkannten die Vorteile quelloffener Software früher als die freie Wirtschaft und sorgten für die ersten spektakulären Aufträge an Open-Source-Dienstleister. Projekte wie 2002 beim Bundeskartellamt wurden zu Musterbeispielen für eine erfolgreiche Migration von Windows zu Open-Source-Systemen.