Mittelstandsstudie

Fachkräftemangel juckt Mittelstand wenig

08.06.2011
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Karen Funk ist Senior Editor beim CIO-Magazin und der COMPUTERWOCHE (von Foundry/IDG). Ihre inhaltlichen Schwerpunkte sind IT-Karriere und -Arbeitsmarkt, Führung, digitale Transformation, Diversity und Sustainability. Als Senior Editorial Project Manager leitet sie zudem seit 2007 den renommierten IT-Wettbewerb CIO des Jahres. Funk setzt sich seit vielen Jahren für mehr Frauen in der IT ein. Zusammen mit einer Kollegin hat sie eine COMPUTERWOCHE-Sonderedition zu Frauen in der IT aus der Taufe gehoben, die 2022 zum 6. Mal und mit dem erweiterten Fokus Diversity erschienen ist.
Jedes vierte mittelständische Unternehmen tut sich schwer, offene Stellen mit Fachkräften zu besetzen. Der Leidensdruck hält sich aber in Grenzen.

Trotz der angespannten Arbeitsmarktsituation sehen weniger als ein Prozent der deutschen Mittelstandsbetriebe im Fachkräftemangel eine zentrale unternehmerische Herausforderung. Das geht aus der gerade veröffentlichten Studie "KfW-Mittelstandspanel 2010" der KfW-Bankengruppe hervor, in deren Rahmen 12.000 kleine und mittlere Unternehmen (KMU) in Deutschland befragt wurden.

Der Fachkräftemangel wird zwar als hinderlich wahrgenommen, aber als deutlich größere Problemfelder nennen die Betriebe das Erschließen neuer Kundensegmente durch Vertriebsoptimierung, die generelle Neuausrichtung der Unternehmensstrategie sowie das Verbessern der Umsatz- und Ertragssituation. Das gilt auch für Firmen, die Fachkräftebedarf oder Rekrutierungsprobleme als Hemmnis empfinden.

1,9 Millionen Fachkräfte gesucht

Insgesamt benötigt der Mittelstand von 2010 bis 2012 etwa 1,9 Millionen Fachkräfte - 1,2 Millionen Stellen sind laut Studie nur unter Schwierigkeiten zu besetzen. Jedes vierte Unternehmen rechnet mit größeren Problemen, geeignetes Fachpersonal zu finden. Ein Trend ist klar erkennbar: Je kleiner der Betrieb, desto komplizierter ist die Stellenbesetzung.

Die Personalengpässe entstehen vor allem, weil sich zu wenig Kandidaten für das gesuchte Berufsbild bewerben - so 46 Prozent der befragten Firmen. Das trifft insbesondere für größere Mittelständler und für Kleinbetriebe aus technologieorientierten Branchen zu. Rund 42 Prozent beklagen, es fehle an Bewerbern mit spezifischen Zusatzqualifikationen, und 41 Prozent nennen "zu hohe Lohnvorstellungen" als Einstiegshürde. Eine geringere Rolle spielen der Untersuchung zufolge unattraktive Arbeitsbedingungen (19 Prozent) oder ein ungeliebter Firmenstandort (15 Prozent). Nur sechs Prozent der Kleinbetriebe nennen ein schlechtes Image der Stelle als Problem (siehe Grafik).

Fachkräftemangel erschwert Expansion

Norbert Irsch, Chefvolkswirt der KfW-Bankengruppe, glaubt angesichts dieser Zahlen nicht, dass die Betriebe bereits unter einem generellen, flächendeckenden Fachkräftemangel leiden. "Allerdings gibt es in bestimmten Segmenten Stellenbesetzungsschwierigkeiten, die in den betroffenen Unternehmen die weitere Expansion erschweren", warnt der Experte. Zudem werde sich die Problematik eines ausreichenden Fachkräfteangebots im Zuge des demografischen Wandels und des damit einhergehenden Rückgangs der erwerbsfähigen Bevölkerung zunehmend verschärfen. "Besonders deutlich ab dem Jahr 2020", so Irsch.