Wo IT-Jobs noch sicher sind

06.03.2008
Von Anja Dilk und Heike Littger

Die Rückkehrerin

Gabriele Jung, Bundesverwaltungsamt : Der Ausflug in ein mittelständisches Unternehmen war unbefriedigend.
Gabriele Jung, Bundesverwaltungsamt : Der Ausflug in ein mittelständisches Unternehmen war unbefriedigend.
Foto: Gabriele Jung

Eigentlich wollte Gabriele Jung nie wieder in den öffentlichen Dienst. Nach einer Ausbildung zur Verwaltungsangestellten war die heute 41-Jährige zu einem kommunalen Gebietsrechenzentrum gewechselt. Doch zehn Jahre später war die Luft endgültig raus: "Zu eintönig, keine Perspektiven." Ihr Abstecher zu einem mittelständischen Unternehmen in der Netzwerkbranche war ebenfalls unbefriedigend: "Auch dort war der Aufgabenbereich zu eng abgegrenzt." Um weiterzukommen, hat Jung sich 2000 an der privaten Fernfachhochschule Darmstadt für den Studiengang Informatik eingeschrieben und nach ihrem Vordiplom durch Zufall einen Mitarbeiter des Bundesverwaltungsamtes kennen gelernt. "Diese Behörde war mir bis dato völlig unbekannt, aber er erzählte so begeistert, dass ich mir gedacht habe: Warum nicht bewerben?" Heute arbeitet Jung im Referat BIT 3 und ist glücklich. "Nie hätte ich gedacht, dass die Arbeit in einer Behörde so abwechslungsreich sein kann. Ich bin ganz nah dran an der Informatik, aber auch am Kunden." Ein bis zweimal pro Woche reist Jung zu anderen Behörden, um ihnen den Government Site Builder (GSB) vorzustellen - ein Content-Management-System, das vom Bundesverwaltungsamt im Rahmen der E-Government Initiative Bund Online entwickelt wurde.

Jung liebt diese Beratungstätigkeit. "Man arbeitet eigenverantwortlich, erfährt von den Internet-Verantwortlichen anderer Behörden, wo der Bedarf liegt, und kann dann zurück an seinem Arbeitsplatz das Produkt gezielt und übergreifend weiterentwickeln." Eine Ausnahme. "Während in der freien Wirtschaft Content- Management-Systeme nach drei Jahren bereits wieder ausgetauscht werden", so Jung, "bleibt unser CMS bestehen. Das Gefühl, nicht für den Mülleimer zu produzieren, motiviert ungemein."

Gute Weiterbildung

Mittlerweile ist der GSB in mehr als 100 Internet- und Intranet-Projekten im Einsatz. Besonders wichtig dabei: die Barrierefreiheit. Da zahlreiche behinderte Menschen in ihrer Mobilität eingeschränkt sind, können sie über das Web vielen Aktivitäten nachgehen, die ihnen sonst verschlossen bleiben würden - von zu Hause einkaufen, Kontakte knüpfen, ihren Reisepass online bestellen oder sonstige Behördengänge online erledigen. "Damit das aber funktioniert", so Jung, "ist es wichtig, dass die Internet-Angebote übersichtlich, in leicht verständlicher Sprache präsentiert werden und die Programmierung gewissen Standards genügt." Ein schlampiger Code - und der Screenreader, mit dem sich zum Beispiel blinde Menschen Internet-Seiten vorlesen lassen, kann nichts entziffern. Um ihre Kunden qualifiziert beraten zu können, besucht Jung regelmäßig Seminare: Moderation, Präsentation, Rhetorik, Verhandlung, Projekt-Management. "Erst vor kurzem habe ich die internationale Zertifizierung zur Projektfachfrau abgelegt und bestanden. Ich habe immer einen Arbeitgeber gesucht, der mir Weiterbildung in dieser umfassenden Form ermöglicht."