Wo IT-Jobs noch sicher sind

06.03.2008
Von Anja Dilk und Heike Littger

Der Rationalist

Harald Kelter, BSI: Bevor man eine Technologie verteufelt, sollte man sich informieren.
Harald Kelter, BSI: Bevor man eine Technologie verteufelt, sollte man sich informieren.
Foto: Harald Kelter

Manchmal wundert sich Harald Kelter. Reisepass, Personalausweis, Fußball-Tickets - immer wieder kommen dieselben Argumente, wenn es um Radio Frequency Identification geht, kurz RFID genannt: Big Brother is watching you, Schnüffeltechnik, Spionage im Namen der Industrie. "Ich kann ein gewisses Maß an Unbehagen verstehen", so der Technologieexperte am Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI). "Aber bevor man eine neue Technologie verteufelt, sollte man sich informieren und nicht jeden Unfug glauben. So zum Beispiel, dass man als Einkäufer zum gläsernen Kunden wird, wenn der Einzelhandel seine Waren mit Hilfe der RFID-Technik kennzeichnet. "Die Deaktivierung des Chips an der Kasse", so der Fachmann, "ist eine einfache Möglichkeit, das Auslesen durch Neugierige zu verhindern."

Sicherheitstechnik für die WM

Vor zwölf Jahren hat sich Kelter beim BSI beworben. Eine gute Entscheidung, wie er heute noch findet: "Das Aufgabenspektrum ist unglaublich vielfältig." So beschäftigt sich der studierte Nachrichtentechniker mit den unterschiedlichen Varianten von RFID-Systemen - Bauform, Frequenzbereich, Funk- und Speichertechnologie - und setzt dieses Wissen auch um: Kelter entwickelte die Sicherheitstechnik für Tickets zur Fußballweltmeisterschaft mit.

Neben konkreten Projekten beschäftigen Kelter auch verschiedene Zukunftsszenarien. Wie wird Pervasive Computing in den nächsten drei Dekaden unser Leben und unsere Arbeitswelt verändern? Ein Fahrerassistenzsystem im Auto drosselt bei Glatteis das Tempo und warnt die nachfolgenden Autos; das Fenster im intelligenten Haus schließt sich bei einer Sturmwarnung von selbst; in der U-Bahn wird der Fahrgast anhand seiner Monatskarte automatisch erkannt und der Fahrpreis von seinem Bankkonto abgebucht. "Das hört sich erstmal schön und gut an", so Kelter, "aber wir müssen neben den Chancen auch immer die Risiken neuer Informations- und Kommunikationstechnologien sehen - und zusammen mit der Industrie frühzeitig Sicherheitsstandards formulieren."

Grundsätzlich kann Kelter jeden nur ermutigen: Das BSI ist gerade für Informatiker, Physiker und Mathematiker ein interessanter Arbeitgeber. Aber man sollte sich bewusst sein: Die Laufbahnen sind klar geregelt. Er selbst hat in Köln an einer Fachhochschule studiert. Der höchste Rang, den er damit erreichen kann, ist der gehobene Dienst - und dort ist er mit seinen 40 Jahren bereits angekommen.

"Es wäre schön, wenn die Möglichkeiten des beruflichen Aufstiegs ein wenig flexibler wären", sagt Kelter und hofft, dass "dieses Handicap im Rahmen der bevorstehenden Dienstrechtsreform beseitigt wird". Zumal Flexibilität kein Fremdwort ist für das BSI. Seit eineinhalb Jahren hat der Vater eines 13-jährigen Sohns einen Telearbeitsplatz, ein- bis zweimal pro Woche arbeitet er von zu Hause aus. "Am Anfang hatte ich schon Bedenken, dass sich die Telearbeit negativ auf die Karriere auswirken könnte - aber mitnichten."