"Wir wollen das BPO-Geschäft verdoppeln"

08.06.2004

CW: Werden damit Arbeitsplätze von Deutschland nach Ungarn verlagert?

Swan: Unsere Absicht ist, den Umfang der Leistungen, die wir für unsere deutschen Kunden erbringen, zu erweitern. Wir wollen ihnen flexible Services anbieten, für die wir Vorort-Dienste aus Deutschland, Nearshore Kapazitäten in Ungarn und Offshore-Angebote aus unseren weltweiten Niederlassungen kombinieren.

CW: Welche Zielländer sprechen Sie mit den ungarischen Kapazitäten an?

Swan: EDS ist die Nummer eins in Großbritannien und Italien. In Frankreich belegen wir den dritten und in Deutschland den fünften Rang. Speziell im BPO-Bereich steuern die europäischen Niederlassungen etwa ein Drittel zu den weltweiten EDS-Einnahmen bei. Wir wollen hier weiter wachsen, und dieses neue Solution-Center ebnet uns den Weg dorthin.

Auf dem Weg der Besserung Mit einem Jahresumsatz von 21,5 Milliarden Dollar ist EDS die Nummer zwei im weltweiten IT-Servicegeschäft. Die Spitzenposition belegt unangefochten IBM Global Services mit Jahreseinnahmen von 45,5 Milliarden Dollar. Unter der Leitung von CEO Michael Jordan, der im März 2003 die Geschäfte von Richard Brown übernahm, konzentriert sich EDS wieder auf das traditionellen Kerngeschäft Outsourcing. Dazu wurden drei Geschäftsbereiche definiert, die Services für das IT-Outsourcing, das Applikations-Management und das Business Process Outsourcing (BPO) anbieten. Jordan übernahm EDS im März 2003 in einem katastrophalen Zustand, nachdem der Aufsichtsrat seinen Vorgänger Brown vor die Tür gesetzt hatte.

Den Auftakt zu einer beispiellosen Pannenserie hatte eine überraschend hohe Gewinnwarnung im September 2002 (74 Millionen statt 374 Millionen Dollar) gegeben, es folgten Probleme mit unprofitablen Großverträgen, entgangene Outsourcing-Aufträge, finanzielle Schwierigkeiten, ein fallender Aktienkurs und fehlgeschlagene Optionsgeschäfte. Immer noch ermittelt die Börsenaufsicht SEC gegen EDS wegen Wertberichtigungen und Abschreibungen in einigen Bilanzen. Zudem verharrt die Bewertung der Kreditwürdigkeit durch Rating-Agenturen knapp über dem "Junk-Bond"-Status. Etwas Erleichterung verschaffte sich EDS mit dem Verkauf der PLM-Sparte, für die der Dienstleister einen guten Preis erzielte. Außerdem beantragte EDS kürzlich bei der SEC, Schuldverschreibungen und Aktien im Wert von 2,5 Milliarden Dollar für den Abbau von Schulden und Investitionen ausgeben zu dürfen.