Achim Berg, Microsoft

"Wir treiben den Markt für Cloud-Services"

24.02.2009
Von 
Vice President Software & SaaS Markets PAC Germany

Azure oder "Windows in der Cloud"

CW: Neben dem klassischen Windows beschäftigen Sie sich mit der Online-Plattform "Windows Azure". Wie passt das in Ihre Strategie?

Berg: Windows Azure ist Herzstück unserer Azure Services-Plattform, welches wir als ´Betriebssystem in der Cloud´ bezeichnen. Dafür bauen wir gerade weltweit Rechenzentren auf, so dass Kunden ihre Applikationen in diesen betreiben können. Je nach Anforderung können Sie dabei die Kapazität aufstocken oder reduzieren. Dann beispielsweise, wenn sie in einem Monat mehr oder weniger Leistung benötigen.

CW: IBM hat vor einiger Zeit etwas Ähnliches erdacht und als "On Demand" bezeichnet.

Berg: On Demand bezog sich aber nur auf den Betrieb im Rechenzentrum. Azure ist da viel modularer und bietet ein komplettes Betriebssystem, welches auf die speziellen Anforderungen des Cloud Computing ausgelegt ist. Die Rechenleistung wird von beliebigen Microsoft-Datenzentren auf der Welt bereitgestellt. Daneben können Sie aber auch dedizierte Server mieten. Ferner ist es möglich, über verschiedene Endgeräte, beispielsweise mobile Geräte auf Azure-gestützte Dienste zuzugreifen.

CW: Wie wollen Sie mit Azure Geld verdienen?

Berg: Wir bieten Rechnerkapazitäten an für unsere eigenen Produkte, die unserer Partner sowie die unserer Kunden. Wir vermieten sozusagen die ´IT in der Cloud´. Darüber hinaus wird es hier aber auch klassische Lizenzierung an Unternehmen geben, die selbst Azure-Services entwickeln und anbieten wollen.

CW: Was bedeutet das für Ihr Kerngeschäft?

Berg: Das ist eine Ergänzung. Wir sind da gut aufgestellt, weil wir als einziger Anbieter hybride Betriebsmodelle bieten. Kunden können beispielsweise Sharepoint in der Cloud oder auf eigenen Servern nutzen. Zudem lassen sich Sharepoint-Umgebungen zum Teil lokal und zum Teil in Azure betreiben. Künftig werden Unternehmen nur die kritischen Applikationen auf eigenen Servern bereitstellen, während sie für Infrastrukturdienste wie File & Print, Unified Communications und E-Mail Online-Kapazitäten in Anspruch nehmen.

CW: Welche Rolle spielen Ihre Partner? Sind die bei Azure nicht außen vor?

Berg: Partnern bietet Azure eine Menge Möglichkeiten. Sie können auf Basis von Azure beispielsweise eigene Anwendungen entwickeln oder entsprechende Dienstleistungen anbieten. Zudem gibt es vor Ort bei den Kunden nach wie vor viel zu tun.

CW: Aber ist Azure nicht in erster Linie eine Reaktion auf Google und Co., die Applikationen sowie Speicherkapazität bieten und ihr Geschäft mit Softwarelizenzen bedrohen?

Berg: Genau das Gegenteil ist der Fall. Denn keiner der von Ihnen genannten Firmen kann wie wir Software sowohl On-Premise als auch in der Cloud anbieten und zwar über die gesamte Produktlinie. Wir treiben den Markt.