Begriffe und Standards

Wie Sie Ihre IT-Infrastruktur ordnen

16.09.2015
Von 


Dr. Kai Beckmann hat an der Universität Freiburg Physik studiert und ist seit 15 Jahren in der IT-Beratung tätig. Seit 2002 gehört er dem Führungskreis der UDF Consulting AG an und berät Kunden in den Bereichen IT-Strategie, IT- und Ausschreibungsmanagement.

Schritt 2: Trennung der Dienstleistungen von Hardware und Software

In den letzten Jahren hat die Bedeutung der IT-Hardware gegenüber den Dienstleistungen stetig abgenommen, und zwar sowohl in finanzieller als auch in technologischer Hinsicht. Wurde vor einigen Jahren noch ein "Full Service"-Modell propagiert, bei dem Anwender "alles aus einer Hand" beziehen sollten, werden heute überwiegend separate Verträge für den Bezug von Hardware, Software und Dienstleistungen abgeschlossen.

Nur in den wenigen Ausnahmen, wo die Hardware nach wie vor eine besonders wichtige Rolle spielt, ist es ratsam, Kosten für Hardware und Dienstleistungen zusammenzufassen. Dies trifft zum Beispiel für den Betrieb von Storage-Systemen zu. In den meisten Fällen kann die Hardware jedoch in viel stärkerem Maße als früher als Commodity betrachtet werden. Abschreibungsaufwände und Leasing-Raten sind längst nicht mehr so bedeutsam wie früher.

Ist diese Trennung vertragsmäßig und im IT-Controlling umgesetzt, sind kostenmäßige Vergleiche zwischen verschiedenen Betriebsmodellen leichter möglich, die Transparenz wird erhöht, und kaufmännische Verwaltungsaufwände sinken.

Schritt 3: Strukturierung der Services

Die Strukturierung der Services erfolgt gemäß der "horizontale Sichtweise" Tätigkeits- und nicht Themen-bezogen. Als Disziplinen innerhalb der IT-Operations haben sich in unserer Beratungspraxis die folgenden "Service Lines" bewährt:

Foto: UDF Consulting AG
  • Der Service Desk ist - ITIL-konform - der "Single Point of Contact" für Incidents und Change Requests. Wurde der ehemalige User Helpdesk noch häufig den Desktop Services zugerechnet, nimmt der Service Desk heute verschiedenste Anfragen an, etwa zu Applikationen oder zum Netzwerk, und stellt somit eine Querschnittsfunktion für alle übrigen Disziplinen dar.

  • Unter Desktop Services fassen wir alle Endgeräte-bezogenen Services zusammen, einschließlich der Betreuung von Mobility-Devices. Im Wesentlichen setzen sich die Desktop Services aus dem Onsite Client Management und dem Remote Client Management zusammen. Der Betrieb von Verzeichnisdiensten und anderen Client-bezogenen Diensten wird hingegen dem Bereich Data Center Services zugerechnet.

  • Data Center Services beinhalten alle Rechenzentrums-bezogenen Dienstleistungen, angefangen von der Bereitstellung von RZ-Infrastrukturen über den Betrieb von Servern, Datenbanken und Middleware bis hin zum Betrieb von Applikationen und Schnittstellen.

  • Storage Services beinhalten die Bereitstellung von SAN- und NAS-Kapazitäten, einschließlich der damit verbundenen Betriebsleistungen.

  • Network Services beinhalten alle Netzwerk-bezogenen Aufgaben, insbesondere den Betrieb von LAN, WAN und Voice-Infrastrukturen.

  • Special Services beinhalten branchenspezifische non-Standard-Services, wie den Betrieb von Betriebsfunk-Infrastrukturen.

  • Querschnittsfunktionen beinhalten beispielsweise IT-Security, Continuity Management sowie IT Operations- und Service Management

Schritt 4: Services separat

Die gemäß Schritt 1 bis 3 bereinigten und strukturierten Service-Informationen werden nun weiter analysiert und aufbereitet, indem die Aspekte Serviceinhalte, Servicequalität und Servicekosten voneinander separiert werden.

Fazit

Die vorgestellte Vorgehensweise zur Strukturierung von Services hat sich in einer Vielzahl unterschiedlicher IT-Infrastrukturprojekte bewährt und erhöht die Transparenz und Vergleichbarkeit von Infrastruktur-Services.

Unser Beitrag soll eine Diskussion initiieren, die für den Bereich "IT-Operations" auf einheitliche Sprachregelungen und auf eine einheitliche Service-Strukturierung abzielt. (sh)