Wie sich Frauen in der IT behaupten

25.04.2003
Von 
Alexandra Mesmer war bis Juli 2021 Redakteurin der Computerwoche, danach wechselte sie zu dem IT-Dienstleister MaibornWolff, wo sie derzeit als Head of Communications arbeitet.

Allerdings glaubt sie, dass dafür auch die Frauen etwas tun können. Nach ihrer Meinung neigen Frauen dazu, ihre Arbeit viel kritischer zu betrachten als ihre männlichen Kollegen: „Sie gehen erst an die Öffentlichkeit, wenn sie eine 150-prozentige Leistung abliefern können. Stattdessen sollten sie sich eher vorwagen und einen Teamerfolg auch einmal sich selbst zuschreiben, wenn dieser auf ihre Leistung zurückgeht.“ Ob nun in der Präsentation vor einer größeren Gruppe oder im Vier-Augen-Gespräch mit dem Vorgesetzten, laut Hohnsbein sollten Frauen unterschiedliche Wege nutzen, um Marketing in eigener Sache zu betreiben.

Langer Atem gefordert

Außer Selbst-Markting müssten Frauen lernen, ihre Ziele und Vorlieben zu formulieren und auch einmal Nein zu sagen. Geschäftsführerin Wiest fasst das so zusammen: „Gerade in Führungspositionen reicht es nicht aus, nur nett zu sein. Manchmal muss man auch die Zähne zeigen.“ Wenn dieser Biss dann noch mit Ausdauer und Zähigkeit einhergeht, haben auch Frauen eine Chance, sich in der Männerdomäne IT zu behaupten. Das ist zumindest die Erfahrung von Christa Gerdes. Die Diplomphysikerin entwickelte 17 Jahre lang Software für Computertomografen bei Siemens Medical Solutions in Erlangen und ist heute dort stellvertretende Vorsitzende des Betriebsrates. Sie empfiehlt Frauen, nicht die Flinte ins Korn zu werfen, wenn es mit der Karriere nicht gleich klappt. Die interessanten Arbeitsfelder, die die Informationstechnologie bietet, würden zudem die männlich geprägten Arbeitsbedingungen

wettmachen.

Dass man mit solchen immer wieder konfrontiert wird, gibt auch Marketing-Expertin Hohnsbein zu: „Wir müssen immer noch an das Bewusstsein der männlichen Kollegen appellieren, dass sich eine Kollegin nicht den halben Tag frei nimmt, wenn sie um 18 Uhr nach Hause geht.“ An solchen verqueren Sichtweisen ändert auch nichts die Tatsache, dass zwei von fünf HP-Geschäftsführern in Deutschland Frauen sind.

Zwar gibt es in großen Unternehmen wie Siemens so genannte Diversity-Programme, die unter anderem Frauen fördern. Doch zwischen Programmatik und Realität klafft immer noch eine Lücke, wie Gerdes weiß: „Wir sind von unserem Ziel, die Zahl der weiblichen Führungskräfte zu verdoppeln, noch weit entfernt.“ Manchmal scheitert eine gezielte Förderung auch daran, dass einfach noch viel zu wenige Frauen in der IT-Branche sind. „Je mehr Frauen in der Branche arbeiten, desto leichter wird es für alle übrigen“, hofft Gerdes.