First Look

Wie gut ist Microsoft SharePoint 2013?

10.02.2014
Von Boris Ovcak
Mit SharePoint 2013 greift Microsoft zentrale Trends wie Cloud Readiness, Social Collaboration und Mobility auf. Das Ziel ist eine einheitliche User Experience.

Im Juli letzten Jahres hat Microsoft die Customer Preview von Office 2013 sowie von SharePoint 2013 und Project 2013 vorgestellt. CEO Steve Ballmer ließ es sich nicht nehmen, die den neuen Versionen zugrunde liegende Strategie persönlich zu präsentieren. Ballmer bezeichnet die 2013er-Releases als das ambitionierteste Vorhaben Microsofts in den letzten Jahrzehnten.

Ein Blick auf die Produkt-Pipeline des Softwarekonzerns hilft, diese Aussage einzuordnen: Mit Windows 8, Windows Phone 8 und Windows Server 2012 steht die nächste Generation von Betriebssystemen in den Startlöchern. Den (Wieder-)Eintritt in den zukunftsträchtigen Markt der Tablets hat Microsoft mit Surface gestartet. Mit dem Re-Branding des E-Mail-Diensts Hotmail in Outlook.com rücken Cloud-Dienste und Client-Software enger zusammen. Die Idee hinter diesen konzertierten Bemühungen: Microsoft will eine einheitliche User Experience schaffen - angefangen beim Betriebssystem, über Client-, Web- bis hin zu Cloud-Anwendungen, für alle Endgerättypen (Desktop, Phone, Tablet) und sowohl für Privat- als auch für Geschäftskunden.

Durch ihre hohe Verbreitung im privaten wie im professionellen Umfeld ist die Office-Suite eine zentrale Komponente für Microsofts wirtschaftlichen Erfolg. Gleiches gilt im Geschäftskundenbereich für SharePoint, das sich zu einer unternehmensübergreifenden IT-Plattform entwickelt hat. Über die Business Connectivity Services ist SharePoint Präsentationsebene für Geschäftsdaten und kann zusätzlich beispielsweise ERP-Systeme mit der Office-Welt verbinden.

SharePoint 2013: Vier zentrale Investitionsbereiche

Die neue Version SharePoint 2013 greift aktuelle IT-Trends auf. Microsoft agiert hierbei weniger in der Rolle des Trendsetters sondern eher als Early Adopter. Zu den wichtigsten Entwicklungen in diesem Kontext gehören moderne Formen der Zusammenarbeit, die sich über Social Media wie Facebook und Twitter, aber auch Apps und entsprechende digitale Marktplätze wie Apples iTunes Store etabliert haben. Cloud-Services und das Nutzen mobiler Endgeräte sind besonders im Privatkundensegment bereits Usus. Mit Sharepoint 2013 greift Microsoft diese Trends auf und konzentriert sich dabei auf vier zentrale Investitionsbereiche:

  • Cloud Readiness: Die Architektur wurde auf ein effizientes Zusammenspiel in und mit der Cloud ausgerichtet.

  • Social Collaboration: Funktionen für moderne Formen der Zusammenarbeit werden bereitgestellt.

  • Mobile Devices: Die Zusammenarbeit beim Nutzen mobiler Endgeräte wird unterstützt.

  • Web Content Management: Effizientes Bereitstellen und eine benutzerfreundliche Präsentation von Inhalten im Intra- und Internet stehen im Mittelpunkt.

Die grundsätzlichen SharePoint-Funktionen hat Microsoft konsistent weiterentwickelt, so dass SharePoint 2013, wie schon SharePoint 2010, aus Anwendersicht mehr Evolution als Revolution ist.

Grundlegende Veränderungen in der Architektur

Obwohl Microsoft schon SharePoint 2010 in der Cloud anbietet, ist das System bislang für komplexe Szenarien wenig geeignet. Der Grund: Um den effizienten Cloud-Betrieb gewährleisten zu können, musste die Funktionalität der Architektur eingeschränkt werden.

Mit SharePoint 2013 geht Microsoft dieses Problem an und setzt konsequent auf modulare und service-orientierte Architekturen sowie offene Webstandards. Services sind in eigene Server wie den Workflow Server oder den Office Web Apps Server ausgelagert. Andere Funktionen sind in eigene Services zusammengefasst, wie zum Beispiel der App Management Service zum Bereitstellen zusätzlicher Features. Weiterhin optimiert wurde der Datentransfer: einerseits, indem BLOBs (Binary Large Objects) separiert und nur noch die Deltas zwischen Datenbank und Web Frontend transferiert werden. Andererseits durch ein neues Anfragen-Management, das es erlaubt, den für die System-Performance kritischen Anfragen Priorität einzuräumen. Endanwender profitieren hiervon durch spürbar verbesserte Antwortzeiten.

Mit den offenen Web-Standards OData und OAuth - letztere sind unter anderem auch schon bei Facebook und Twitter im Einsatz - wird eine moderne Anbindung von Fremdsystemen ermöglicht. Mittels OAuth kann die Berechtigungsvergabe von Anwender und Funktionalität separiert werden. Es ist beispielsweise nicht mehr erforderlich, dass ein Web Service für seine Ausführung Account und Passwort des Anwenders kennen muss oder potentiell Zugriff auf alle seine SharePoint-Daten hat. Die Business Connectivity Services unterstützen nun im Standard den Zugriff über das OData-Protokoll. Damit wird eine einfache Verbindung zu externen Datenquellen, etwa aus SQL-Azure-Datenbanken und mittels des Azure Marketplaces möglich. Zudem unterstützt SharePoint unterschiedliche Clients wie zum Beispiel Web Browser oder Mobile Phones.

Erweiterte Funktionen über Apps

Mit SharePoint 2013 hat Microsoft ein weiteres Kernthema angepackt: Bislang war Custom Code -das in der Praxis häufig anzutreffende Hinzufügen von Funktionen über Programmierung - für einen Großteil der Probleme im SharePoint-Betrieb verantwortlich. Andererseits schränkte das Konzept der Sandboxed Solutions (Ausführung von Programm-Code mit dedizierten und eingeschränkten Ressourcen) die Möglichkeiten für Funktionserweiterungen zu stark ein. Ein grundlegend neues Konzept war daher besonders für Cloud-Szenarien notwendig und wurde mit den aus dem Consumer- und Mobile-Bereich bekannten Apps gefunden.

Zusatzliche Funktionen werden in SharePoint 2013 in Apps isoliert und getrennt vom SharePoint-Lebenszyklus bereitgestellt: entweder in einem eigenen App Web mit dedizierter Domäne oder auf externen Systemen in der Cloud. Das stellt sicher, dass Apps den SharePoint-Betrieb nicht negativ beeinflussen können.

Das Deployment von SharePoint-Apps ist über zwei unterschiedliche Wege möglich. Unternehmensintern können Entwickler Apps über den Corporate Marketplace bereitstellen. SharePoint-Administratoren haben anschließend die Möglichkeit, die Verteilung der Apps im Unternehmen zu steuern. Als zweiten Weg bietet Microsoft mit dem Global Marketplace einen digitalen, öffentlichen Marktplatz, wie er beispielsweise von Apples iTunes Store bekannt ist. Entwickler können ihre Apps hier hochladen und mit Preisen versehen. Nach einer Qualitätssicherung von Microsoft stehen die Apps anschließend öffentlich zum Download bereit.

Der Umfang einer App kann in beiden Fällen stark variieren. So sind grundsätzlich Apps möglich, die ein ganzes Business-Szenario wie zum Beispiel einen Urlaubsantrag oder eine CRM-Anwendung umfassen. Das andere Extrem bilden Apps, die technische Funktionen wie etwa eine Custom Action für das direkte Drucken eines in SharePoint gespeicherten Dokuments hinzufügen.

Im Video: Neuerungen in SharePoint 2013